SIGNAL-IDUNA 2015/2016

GALERIE BÖHNER
GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG

05.09.2015 – 10.02.2016

Willy-Brandt-Platz 5, 2. Etage
D-68161 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 9-17 Uhr sowie nach Vereinbarung

 

SIGNAL IDUNA 2015

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Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Auswahl der Werke, die Sie hier sehen, ist eine gelungene Mischung.

Künstler, die bereits seit längerer Zeit bei der Galerie Böhner ausstellen sind hier vertreten und noch nicht so bekannte. Gerade bei den Arbeiten der Erstgenannten gibt es sehr eindrucksvolle Weiterentwicklungen. Ansätze, die es in den vorangegangenen Ausstellungen gegeben hat, wurden präzisiert und weiterentwickelt. Reflexion und Überarbeitungen, im künstlerischen Prozess unabdingbar, hinterlassen Spuren. Nur so bleibt die Kunst in ihrer Entwicklung immer ein lebendiger Prozess, der durch das Werk vermittelt über den Tod hinaus reicht.

Dies, meine Damen und Herren, gestatten Sie mir die Anmerkung, soll nicht als bloße Redewendung verstanden werden, denn der Tod einer sehr eindrucksvollen Persönlichkeit, deren Werke Sie hier sehen, überschattet diese Vernissage.

Elke Lehmann verstarb vor einigen Wochen. Ein schwerer Schlag für die Angehörigen, denen ich auf diesem Weg mein Beileid aussprechen möchte, und auch für alle, die Elke Lehmann kennenlernen durften. Im Mai dieses Jahres saßen wir hier wegen eines Kataloges zusammen, der zu dieser Ausstellung erschienen ist.

Ich möchte meine Einführung mit Elke Lehmanns Arbeiten beginnen. Für ihre Arbeiten prägte sie den Begriff „Abstrakte Fotografie“, was sehr paradox klingt, aber angesichts der beiden Werke von ihr, die Sie im Eingangsbereich sehen, allerdings voll gerechtfertigt erscheint. Man erkennt auch beim zweiten Blick nicht unbedingt, dass es sich dabei um Fotografien handelt und doch ist es so. Bei ihren Arbeiten ging es der Fotokünstlerin erklärtermaßen nicht um den objektiv im Raum vorhandenen Gegenstand, sondern vielmehr um die Atmosphäre, bewirkt durch das Licht, das sich am Objekt bricht und so eine Aura entstehen lässt, in welche der Fotograf mit eingebunden ist. Elke Lehmann löst also ihr Motiv auf diese Weise in Licht auf und gelangt zu einer Metaebene, wie sie unsere Objekterfahrung immer begleitet.

Besonders eindrucksvolle Arbeiten der Künstlerin sehen Sie im gegenüberliegenden Teil der Ausstellung. Dort finden Sie auch ihre Meisterwerke wie „Universa I“ oder Arbeiten, bei denen sie sich an der Musik orientierte, an Georges Bizets „Carmen“. Durch ihre Bilder haben wir daran teil.

Parallelen zur Musik werden auch von Marlis G. Schill bewusst hergestellt. „Blues“ wäre hier ein passendes Beispiel. Allerdings stehen solche Titel bei ihr nicht am Anfang, sondern entwickeln sich während des Malprozesses, der spontan und impulsiv von statten geht und immer wieder von Phasen der kritischen Reflexion im eingangs beschriebenen Sinne unterbrochen wird. Selten entstehen die Bilder der Künstlerin in einem Wurf. Auf diese Weise kommt dann der Malprozess, in dessen Verlauf sich unterschiedliche Bildebenen miteinander verbinden, andere überarbeitete oder ganz weggewischt werden, selbst zur Darstellung, temperamentvoll oder kontemplativ, meditativ oder expressiv, durch ihre Art zu zeichnen und zu malen werden unterschiedliche Gefühlsebenen berührt.

Die Kompositionen sind dabei bewusst offen gehalten, sodass der temperamentvolle Duktus und die geheimnisvollen Farben über die Formatgrenze hinaus wirken können. Grenzenlos erscheinen sie und dialogisch, ein Wechselspiel zwischen Form und Formauflösung deutlich unterstrichen durch den Zusammenklang zwischen Informeller Malerei und einem gestenreichen, bisweilen an Schrift erinnernden Zeichenduktus.

Setzen wir unseren Gang mit den Arbeiten von Louis Schiavio und Françoise Coeuret fort. Beide sind im Ausdruck sehr gegensätzlich, weil sie aus unterschiedlichen Quellen der Geschichte der Malerei schöpfen. Während für Schiavo Malerei ein völlig spontanes, ungebremstes Spiel mit der Farbe zu sein scheint, bei dem sich die reine Lust auch an der Materialität des Materials und am haptischen, also reliefartigen Auftrag entfaltet, legt Françoise Coeuret ihre Kompositionen ornamentartig an. Wie Cloissoniers betonen breite, dunkelfarbige Umrissränder die einzelnen Elemente des Puzzles, aus denen die Figuren aufgebaut sind.

Arina Anke Tellers Bilder hingegen erscheinen wie Spiegelungen einer Landschaft in der Seele der Künstlerin. Spiegelungen in farbigen Gewässern oder die Welt gesehen durch ein Kaleidoskop aus bunten, dicken Glasbausteinen. Bei beidem verschwimmen die Konturen. Der Blick wird in Räume geführt, die nur der Phantasie zugänglich sind. Auch Arina Anke Teller malt in Zyklen, die durch ihre jeweiligen Grundtöne deutlich aufeinander bezogen sind.

Von ganz anderer Art sind die Arbeiten von Elenora Mazza aus San Marino. Als sie vor einiger Zeit hier ausstellte, waren ihre Werke eher informell und hatten noch nicht diesen Charakter wie die aktuellen, die sich durch die Figuration einen narrativen Habitus geben, wie er in der heutigen Malerei, ganz allgemein seltener geworden ist. Offenbar handelt es sich bei diesen Darstellungen hier um scheinbar alltägliche Ereignisse, symbolisch dafür auch das Bild mit den ausgelatschten Schuhen, die etwas achtlos in die Ecke geworfen wurden. Familiär, intim geradezu muten die Interieurs an. Der Blick in eine private, heimelige Atmosphäre geführt, die auf eine bestimmte Art und Weise Geborgenheit vermittelt, aber dennoch brüchig erscheint. So interpretiert erscheinen sie wie Augenblicksaufnahmen, denen durch den raschen, flüchtigen Pinselduktus die Anmutung des Vergänglichen verliehen wird. Rückbezüglich ist dies vielleicht als Botschaft zu verstehen, behutsam mit den scheinbar nebensächlichen Dingen des Lebens umzugehen, weil gerade diese die eigentliche Qualität unseres Daseins ausmacht.

Alexandre Akar gehört ebenfalls in die Gruppe der figurativen Maler. Und obwohl er stilistisch und von der Stimmung, die von seinen Bildern ausgeht, sich doch sehr von Eleonora Mazza unterscheidet, gibt es doch in einem Punkt eine Wesensverwandtschaft: auch er lenkt den Blick des Betrachters auf das rasch Verschwindende. Auf die zufälligen Begegnungen mit fröhlichen Menschen, auf stimmungsvolle Momente, die im Lichte eines verfremdeten Kolorits ihren Zauber entfalten. Der dynamische Verlauf wird von dem Maler hier durch den flüchtig wirkenden Duktus unterstrichen und durch den Anschnitt, in den er seine Szenen stellt.

Die Werke von Bernadette Sangouard dite Bena unterscheiden sich von den beiden eben betrachteten Bildergruppen allein durch den Verzicht auf die Figuration. Sie verlässt sich ganz auf den Fluss der Farbe, was eine ganz eigene Dynamik ins Spiel bringt. Wie Wolken scheinen sich dabei die fließenden Formen zu verändern. Interessant vor allem bei den blauen Tönen, die irgendwie aus dem Untergrund hervorzubrechen scheinen.

Françoise Bolloré hat ganz unterschiedliche Arbeiten hier in die Ausstellung eingebracht. Am eindrucksvollsten beim ersten Rundgang waren für mich die Materialassemblagen aus unterschiedlichen Stoffen, die sie wirkungsvoll aufeinander abstimmt. Daneben gibt es auch Wasserlandschaften, die weit und grenzenlos erscheinen sowie freie Arbeiten, wie den Januskopf zum Beispiel, der gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft blickt.

Motiv und Farbe verbinden sich in den Arbeiten von Solange Galazzo eindrucksvoll mit dem Timbre, das das Bild als solches ausstrahlt. Der stolze Massai taucht ganz unter in den Erdfarben der Savannenlandschaft. Das Motiv wird auf diese Weise transzendiert und farblich auf eine Empfindungsebene übertragen.

Natürlich dürfen auch die Skulpturen in der Ausstellung nicht fehlen, und Jolien Wesselink hat auf diesem Gebiet dieses Mal ein Alleinstellungsmerkmal. Sie arbeitet auch bei den Arbeiten, die dann in Bronze gegossen werden, ihre Formen mit Lehm heraus. Am Lehm schätzt sie vor allem dessen ursprünglichen, archaischen Charakter. Da man dieses Material unmittelbar mit der Hand bearbeiten kann, gibt es ihr die Möglichkeit, ihre Gefühlsstimmungen unmittelbar einfließen zu lassen. Bei der Suche nach Formen, die so entstehen stellt sie ein Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Regungen her, die während des Schaffensprozesses zusammenfließen.

Text: Dr. Helmut Orpel

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• 9. August 2015

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