SIGNAL-IDUNA 2018

GALERIE BÖHNER
GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG

10 JAPANESE ARTISTS

24.03. – 30.08.2018

Willy-Brandt-Platz 5, 2. Etage
D-68161 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 9-17 Uhr sowie nach Vereinbarung

 

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Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen & Herren,

in der Region gibt es wohl keine andere Galerie als die Galerie Böhner, die in regelmäßiger Folge mit einer solch breiten Auswahl an aktueller japanischer Kunst überrascht. Dabei stoßen wir jedes Mal von neuem auf das Wechselspiel zwischen Tradition und Traditionsbruch. Japan ist wohl das Land in Asien, das die Öffnung zur westlichen Kultur und die Bewahrung der eigenen Tradition am besten verkraftet hat und mit einer permanenten Synthese von unterschiedlichsten Impulsen zurechtkommt, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren.

Bei der Auswahl in den unterschiedlichen Häusern der Galerie Böhner, die diesbezüglich mit einer japanischen Galerie zusammenarbeitet, merkt man neben der Breite der Auswahl auch den spezifischen Japonismus der einzelnen Arbeiten, der meistens trotz starkem Bezug zu der modernen Art des Zeichnens beibehalten wird.

Das ist zum Beispiel bei den Arbeiten von Taeko Tsunoda, die hier gleich im Seitengang hängen, der Fall. Sie muten auf den ersten Blick sehr traditionsbezogen an, weil sie eben auch vom Material und von der Formgebung her stark an das erinnern, was wir für gewöhnlich mit der Vorstellung von japanischer Kunst verbinden. Eine Arbeit ist sogar als Schriftrolle präsentiert, wie wir sie aus Völkerkundemuseen kennen.

Vor allem aber die Tusche, ihr Malmittel, verbinden wir mit Japan. So gesehen stehen diese Arbeiten auch voll und ganz in der Tradition dieses Kulturkreises. Aber die Art des Zeichnens ist eher modern. Fließformen wie hier wirken spontan. Auch die Verbindungen zwischen dem Zeichnen und die collagenhaft applizierten Monoprints stören bewusst den rhythmischen Aufbau und bringen andere Schwingungen ins Spiel. Vor allem aber ist es die Vielfalt der Farbtöne, die die monochrome graue Tusche enthält, und die sich erst nach längerem Hinschauen durch die Lichtbrechung einstellt, die diese sensiblen Zeichnungen so anziehend macht. Die Lust am Durchdeklinieren der Reize, die von den feinen, lasierend aufgetragenen Farbschichten ausgeht, die hier mit temperamentvoll aufgetragenen, spannungsvollen Linien konfrontiert sind, spürt man bei jedem einzelnen Blatt.

Dies ist eine Eigenschaft, die hier sehr gut mit den Arbeiten von Mieko Takahashi, ebenfalls Tuschzeichnungen, zusammenpasst. Auch ihr kommt es auf die vielfältige Farbigkeit an, die der Tusche eigen ist und hier bisweilen noch mit feinen Goldbändern kontrastiert ist und so bei manchem Werk an den Dekorationsstil des 19. Jahrhunderts erinnert. Art Nouveau, die französische Spielart des Jugendstils, entstand als Resultat der Rezeption des japanischen Stils.

Ohwada Izumi bezaubert durch ihre Landschaftsmalerei, die zwischen Informel und Impression changiert, wobei der Duktus bisweilen skriptural wirkt. Gerade hierdurch wird die innere Beteiligung am Prozess der Bildentstehung spürbar, der in jedem Werk unabgeschlossen erscheint, so als solle hier jeder Betrachter für sich das Bild in seiner Fantasie zu Ende malen.

Hiroshi Yamazoes‘ Stil ist an der impressionistischen Malerei geschult. So malt er in einem Teil seiner Werke gegen das Licht. Dabei verschwimmen die Konturen und verändern sich die Farben. Ein weiteres Stilmittel dieser Art, das aus der Trickkiste der Impressionisten stammt, ist die Ausschnitthaftigkeit der Szene. Deutlich sieht man dies bei seinen Wasserlandschaften, die dadurch wie „Schnappschüsse“ wirken, die in einem besonderen Lichtmoment wie zufällig entstanden sind.

Natürlich ist diese scheinbare Zufälligkeit bewusst inszeniert. Dies zeigt sich schon in der sorgfältig auf eine bestimmte Wirkung hin kalkulierten Feinabstimmung der Farbtöne, die sich nicht am lokalen Kolorit, sondern an der Gesamtstimmung der Komposition orientiert. Bewusst setzt er dabei auf einen nahezu monochromen Grundton, dem er durch sorgfältig gesetzte Kontrastierungen Spannung verleiht. Dadurch erhalten die Konturen in den Bildern des Künstlers einen mehr oder weniger scharfen Grad der Deutlichkeit.

Yoshinori Nozakis‘ Arbeiten sind ebenfalls von Europa inspiriert, möglicherweise besonders vom belgischen Surrealismus mit seinen feinsinnigen collagehaften Kompositionen und Stillleben, kombiniert mit Landschaftsszenen. Ein Paradebeispiel hierfür ist Paul Delvaux. Der durch überaus subtile Transformation des Alltäglichen, seinen Darstellungen Spannung einhauchte. Wie dieser große Künstler versteht es Nozaki, eine bestimmte Stimmung ins Bild zu bringen, die sich anfühlt, wie ein Sommermorgen an einem Sandstrand. Dabei lädt er seine Kompositionen durch lichtvolle Farben auf und spielt mit den Proportionen bei scheinbar nebensächlichen Gegenständen, die durch dieses Spiel ein besonderes Eigenleben gewinnen. Eine eigene Gattung in seinem Werk bilden die Kinderbildnisse, die er mit großer Empathie gestaltet.

In den bisherigen Kontext schwer einzuordnen erscheinen die Arbeiten von Tatsuhiko Sakamoto, die im rechten Bereich der Galerie zu sehen sind. Sie scheinen mosaikartig und wirken so gewichtig als handele es sich hier um rätselhafte Artefakte, ein Charakterzug, der durch die Verwendung von Lacken noch zusätzlich betont wird.

Die Skulpturen von Yuko Akiya hingegen sind uns durch mehrere Gruppenausstellungen und sogar schon durch eine Einzelausstellung in der Galerie Böhner in der Schwetzinger Straße bekannt. Bei dieser Ausstellung, wo sie auch persönlich zugegen war, konnten wir eine ganze Menge über ihre Intentionen erfahren. So steht sie, so fremd es für solche Metallarbeiten auf den ersten Blick erscheinen mag, ganz in der Tradition des Ikebana. Ikebana, was so viel heißt wie „lebende Blume“, ist eine Kunstform, die ausschließlich in Japan entwickelt wurde und die wie die Kalligraphie und die Dichtkunst zur Ausbildung jedes jungen Adligen gehört. Aber, so merkte sie damals an: „Es gibt ganz große Unterschiede zwischen der Blumensteckkunst wie sie hier im Westen gepflegt wird, und dem Ikebana, wie es die Japaner seit Generationen praktizieren“. Nach den Hauptmerkmalen dieses Unterschieds gefragt, antwortete sie: „Es ist der Raum, die Gesamtheit der Objekte, die im Raum stehen und die wir in unsere Kunst miteinbeziehen, wenn wir Ikebana machen.“

Farben und Formen, Linien und Verbindungen ändern das Gesamtgefüge und geben ihm einen neuen Sinn. Insofern möchte man folgern, dass die Skulpturen von Yuko Akiya zunächst einmal in Gestalt von komplexen Blumenarrangements entstanden, die die Räume neu und anders erlebbar machten. Und die Metallskulptur ist im Grunde genommen die adäquate Übersetzung dieser Arrangements in ein anderes Material. Formgebung, aber um hier nicht falsch verstanden zu werden, nicht als l´art pour l´art. Sie verbindet ihre Arbeiten durchaus mit Aussageabsichten und stell sie in einen gesellschaftlichen Kontext.

Text: Dr. Helmut Orpel

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Hiroshi Yamazoe

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• 1. Februar 2018

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