Laudatio 24.05.2014, Dr. Claus-Peter Böhner-Fery, GALERIE BÖHNER

ich darf Sie recht herzlich begrüßen zur Eröffnung der Ausstellung der Galerie Böhner mit Arbeiten von Isabelle Habegger (CH), Halbe Hageman (NL), Barbara Knuth (D), Olav Körner (CH) und Marianne Slavik (D).

Wenn man einen Blick auf die Ausstellung wirft, kann man getrost von einer Naturmalereipräsentation im Sinne einer Frühjahrsausstellung sprechen. Es dominieren die Landschaften, die Naturmotive: ob abstrakt oder konkret, die sich lediglich in der angewendeten Technik unterscheiden: Acryl- und Ölmalerei, Spachteltechnik, Siebdruck und Plastik.

Isabelle Habegger lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in der Schweiz. Sie studierte von 1994 – 1998 an der Schule für Gestaltung in Zürich und absolvierte seit 1987 zahlreiche Ausstellungs- und Messebeteiligungen im In- und Ausland.

Isabelle Habegger ist hier in der Galerie mit großformatigen überwiegend quadratischen Leinwänden vertreten, die mit sehr ausdrucksstarken Farben daher kommen…einem kräftigen Rot, Grün oder Orange. Beim Betrachten dieser Arbeiten sind wir weit von Konformität entfernt. Wir müssen uns von tradierten Betrachtungsweisen lösen und uns - mit anderen Worten - in diese Werke hinein sehen, denn die Bilder sind mit einer ganz eigenen Ausdrucksweise und Kraft kreiert worden. Durch das Zusammenführen von Formen, Stimmungen und Farben, die manchmal abstrakt, dann aber auch wieder wirklichkeitsnah scheinen, gelingt es der Künstlerin, eine Symbiose aus innerer Gedankenwelt und uns umgebender Natur herzustellen. Damit hat Isabelle Habegger ihr künstlerisches Ziel erreicht.

Halbe Hageman lebt und arbeitet als bildender Künstler in den Niederlanden. Er ist schon seit mehr als fünfundzwanzig Jahren in der Malerei aktiv und hat zahlreiche Ausstellungs- und Messebeteiligungen im In- und Ausland absolviert.

Halbe Hagemans zentrales Motiv ist die Landschaft: die Natur seiner niederländischen Heimat. Die Wahl seiner Farben - intensiv, leuchtend, bunt wie das Leben – ist ein Verweis darauf, dass der Künstler das Leben und Arbeiten liebt.  Gelegentlich zieht es ihn in den Sommermonaten nach Südfrankreich, um dort seine Arbeit fortzusetzen, die Tendenz zum Fauvismus und Expressionismus ist unübersehbar.

Halbe Hageman bevorzugt bei der Malerei den Spachtel. Die Farbe wird dabei grob auf die Leinwand aufgetragen und dann entstehen mittels Spachtelstrichen, die wie kleine Tupfen aussehen, die Motive auf dem Bild: Tupfen um Tupfen. Diese Technik (Pointellismus) ist für den Künstler sehr zeitaufwendig, zumal die Ölfarbe auch zwischendurch trocknen muss, um an der Arbeit fortzufahren. Aber die Ergebnisse sprechen für sich und können sich sehen lassen!

Barbara Knuth lebt und arbeitet als bildende Künstlerin bei Berlin und hat schon seit Jahren zahlreiche Ausstellungen und Messebeteiligungen im In- und Ausland absolviert. Auch sie hat als Künstlerin mit eigenem Atelier eine große Affinität zur Natur. In ihren Arbeiten vermischen sich Bewegung, Natur, Gefühl und Spiritualität. In ihren frühen Werken stand eindeutig die Natur im Mittelpunkt: mehr oder weniger klassische Landschaftsmalerei waren Barbara Knuths Markenzeichen. Davon hat sie sich mittlerweile emanzipiert. Barbara Knuth zeigt sich eben auch interessiert an geschichtlichen Stoffen. Hat sie vor ein paar Jahren begonnen einen „Griechenland-Zyklus“ in Angriff zu nehmen und Stück für Stück umzusetzen, so hat sie für diese Ausstellung hier heute das Thema „Venedig“ aufgegriffen.

Auf großformatigen Leinwänden mit hellgrünem oder blasrotem Grund hält die Künstlerin die Impressionen aus Venedig des 15. Jahrhunderts fest, die wie in den sich bewegenden Farbgrund eingezeichnet anmuten: Häuser, Brücken, Gondeln, die typischen romantischen Symbole der Stadt. Auf zwei anderen kleinformatigen Arbeiten wirken die Bildsujets wie bruchstückhafte archäologische Fundstücke aus der Geschichte, die Stück für Stück den Mittelpunkt des Bildgeschehens ausmachen und so etwas wie eine Reminiszens an die wechselvolle Vergangenheit der  Stadt versinnbildlichen. Zu dem Thema Venedig hat die Künstlerin auch einige Skulpturen gefertigt, die das Thema mittels eindeutiger Symbolik einmal mehr zum Ausdruck bringen.

Oliver Körner lebt und arbeitet als bildender Künstler in der Schweiz. Seine Spezialität ist der Siebdruck, den er perfekt beherrscht. Der Siebdruck ist eine Technik, die sich wunderbar seriell umsetzen lässt wie wir das zum Beispiel hier bei den Werken „Comic worm“, „Kutter“ oder „Matterhorn“ sehen. Durch abwechselnde Farbigkeit (Rot, Grün, Orange, Braun) lassen sich ganz fantastische Wechselwirkungen herausarbeiten. Auch das Ausschnitthafte weiß Körner für seine bewusst plakativ gehaltenen Arbeiten zu nutzen. Das Hauptmotiv hier ist das Wesentliche, auf unnützes Beiwerk wird bewusst verzichtet. Die Devise lautet: Konzentration auf das Wichtige! Die Linie, der Rasterpunkt sind hier die adäquaten Gestaltungsmöglichkeiten.

Marlene Slavik lebt und arbeitet als bildende Künstlerin bei Karlsruhe. Auch sie widmet sich a priori der Natur- beziehungsweise Landschaftsmalerei. „Die Malerei bedeutet für mich ein Ausleben meiner Kreativität, sich auf Etwas einlassen, dessen Ausgang ungewiss ist,“ so Marlene Slavik in einem Statement. Sie legt großen Wert auf die Leichtigkeit in ihren Werken, sie möchte nicht, dass ihre Bilder überladen wirken, so dass genügend Raum für die emotionale Wirkung der Kunstwerke bleibt. Diesem Ziel ordnet die Künstlerin auch ihre Farbwahl unter. Zeichneten sich ihre Werke anfangs durch die Wahl kräftiger Farben aus, so wählt sie mittlerweile fast transparent wirkende Farben, die die Leichtigkeit des Seins ihrer Landschaften einmal mehr unterstreichen. So bleibt mehr Raum zur Assoziation und Identifikation. Die Motive ihrer Kunst sucht sie entweder unmittelbar in ihrer aktuellen Umgebung, die sie gelegentlich auch mit der Kamera festhält und hernach auf der Staffelei frei interpretiert oder aber sie greift zurück in die Vergangenheit und bedient sich der Erinnerung an ihre alte Heimat Rumänien, die sie vor Jahren verlassen musste. Diese Thematik, die Entwurzelung und das Zurechtfinden in der neuen Heimat überfrachtet auch mehr und mehr ihre Kunst. Einige Landschaftsbilder hier in der aktuellen Ausstellung stehen dafür ein. Das Motiv einer gewissen „Entwurzelung“ – man könnte es auch anders formulieren „Heimatlosigkeit“ beziehungsweise „ein Leben im Zwischenreich“ wird wohl in der von Sehnsucht geprägten Malerei der Marlene Slavik zentral bleiben.