Konzept

Galerie Böhner seit 1995: Ein Forum für Künstler aus aller Welt

Jubiläen bieten immer willkommene Anlässe zur Reflexion. Das der Galerie Böhner ist dafür besonders geeignet. Sie feiert in diesem Jahr ihr 20jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung hat sich nicht nur die Kunst, sondern auch die Kunstproduktion und die Vermarktung radikal verändert. Dr. Claus Peter Böhner-Fery und Gerold Maier, die beiden Galeristen, haben auf diese Veränderungen adäquat reagiert und Konzepte entwickelt, die tragfähig waren und den Bestand des Unternehmens bis heute sicherten.

Als Dr. Claus Peter Böhner-Fery und Gerold Maier im Juli 1995 in der Heidelberger Akademiestraße 1 ihre Galerie A1 eröffneten, war der Kunstmarkt noch einigermassen klar strukturiert: Es gab Künstler, die Kunst produzierten, Galerien oder Kunsthandlungen, die Kunst verkauften und – damals wohl mehr als heute – aufgeschlossene Kunst-käufer, die Spaß an der neuen Kunst hatten und bereit waren, dafür in Galerien Geld auszugeben. Seit dieser Zeit ist allerhand passiert, was den Galerien zur Konkurrenz geworden ist. So sind zum Beispiel durch die Entwicklung der digitalen Fotografie und der neuen Drucktechniken Möglichkeiten entstanden, anspruchsvolle, preislich günstige Kunstdrucke zu produzieren. Die Bauhäuser und Möbelmärkte eröffneten im Zuge dieser Entwicklung ganze Abteilungen mit Reproduktionen von Werken angesagter Künstler und bedienten so Käuferschichten, die vorher bei Galeristen eingekauft hatten. Auf der anderen Seite gab es immer mehr Künstler, die ihre Vermarktung selbst in die Hand nahmen und dabei nicht den Umweg über die Galerien gingen.

Start als Produzentengalerie

Auch Dr. Claus-Peter Böhner-Fery und Gerold Maier gingen als freischaffende Künstler diesen Weg und gründeten eine Produzentengalerie für ihre eigenen Arbeiten. Gerold Maier stellt auch heute noch erfolgreich aus, wohin gegen sich Dr. Claus Peter Böhner-Fery ganz auf das Galeriegeschäft und den Ausstellungsbetrieb konzentrierte. Von ihren eigenen Bemühungen her kannten die beiden damals die Schwierigkeiten, als relativ unbekannte Künstler weiterzukommen. Somit wurde die Galerie A1 zunehmend auch zum Anlaufpunkt für andere Künstler.
Als nächster Schritt in der Firmenentwicklung erfolgte im Jahr 1996 die Übersiedlung von Heidelberg nach Mannheim. Dort, in der Schwetzinger Straße 91, wurden Galerieräume frei, die günstig lagen und auch von der Ausstellungsfläche her interessanter waren als die in Heidelberg. Also wurde ein Umzug beschlossen und in der bisherigen Form mit zwei bis drei Malern und einem oder zwei Bildhauern pro Ausstellung fortzufahren.

Neue Wege ging die Galerie zwei Jahre später. 1998 ergab sich die Möglichkeit, im Mannheimer Signal-Iduna Business Tower zusammen mit einem erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen ein neues Konzept zu verwirklichen. Diese Firma stellte dabei ihre Immobilie als Ausstellungsräume zur Verfügung, die Galerie organisiert dort fachkundig kuratierte Ausstellungen unter eigener Regie und mit eigenem Logo. Sie verstand sich dabei nicht als Zulieferer des Unternehmens, sondern als In-House-Gallery mit eigener Konzeption, was auch so von der Unternehmensleitung akzeptiert wurde. Die Zusammenarbeit klappte über die Jahre hinweg ausgezeichnet und lies sich sogar weiterentwickeln, sodass bald noch ein weiteres international aufgestelltes Unternehmen an einem anderen Standort – nämlich auf der Mallau in Mannheim – an der Zusammenarbeit mit Böhner Interesse zeigte. Was Böhner und Maier an dieser neuen Aufgabe besonders reizte, waren die unterschiedlichen Raumkonzepte der beiden Häuser. Waren die Präsentationsbereiche im Signal Iduna Tower eher übersichtlich, boten die weiten, fast musealen Räume auf der Mallau Platz für das große Format.

Kunst muss unter die Leute

Ausschlaggebend für die Auslagerung des Galeriebetriebes dorthin war neben den unterschiedlichen Raumkonzepten auch die Erkenntnis, dass Kunst mehr oder weniger unkompliziert unter die Leute gebracht werden muss. Viele hundert potenziell Interessierte sahen die ausgestellten Kunstwerke täglich. Traditionell geführte Galerien haben es da oft schwerer. Es gibt doch immer noch Schwellenängste beim Publikum einfach mal spontan in eine Galerie einzutreten. Trotzdem wurde der Gedanke an die Etablierung einer weiteren traditionell geführten Galerie außerhalb des Kooperationskonzeptes mit den beiden Weltunternehmen in Mannheim nicht aufgegeben, und als die Räume in der Schwetzinger Straße nach vielen Jahren wieder frei wurden, zogen Böhner und Maier erneut dort ein, bauten um und verwirklichten die Idee von speziellen Ausstellungen und Sonderschauen, die parallel zu denen in den beiden großen Häusern stattfanden. Darüber hinaus etablierten die Galeristen eine eigene Kunst-Edition und das international operierende Online-Magazin kunst-spektrum.de, ein Kunstmagazin zur Vermarktung eigener Aktivitäten als auch zur Information über das nationale und internationale Kunstgeschehen.

Außer den Ausstellungen vor Ort hat die Galerie Böhner in den zurückliegen Jahren noch eine weitere Möglichkeit der Kunstpräsentation erschlossen und systematisch ausgebaut: Seit 2002 beteiligt sie sich an internationalen Kunstmessen, die in der Regel für sich selbst vermarktende Künstler als Ausstellungsorte und Foren verschlossen bleiben. Aber selbst wenn Künstler bei diesen Messen die Möglichkeit zum Ausstellen haben, ist eine solche Aktion doch mit einem ziemlichen Aufwand verbunden. Der Service, der mit der Messebeteiligung zusammenhängt, wird von der Galerie Böhner geliefert. Dieser reicht unter anderem vom Standaufbau, der Kundenberatung, der Herausgabe eines eigenen Messekataloges bis hin zur Beleuchtung und der Hotelreservierung. Auf diese Weise konnten zahlreiche Künstler an Kunstmessen in Straßburg, Dornbirn, Salzburg, Innsbruck, Graz, Mailand, Köln, Berlin, Antwerpen, Luxemburg und Rotterdam teilnehmen und ihre Werke einem internationalen Publikum zeigen. Seit 2014 verfügt die Galerie Böhner auch über eine Partner-Galerie in Japans Hauptstadt Tokio.

Im vorliegenden Katalog zum 20jährigen Jubiläum der Galerie Böhner spiegelt sich das breite Spektrum der Kunstrichtungen wider, das deren Gesicht nach außen hin prägte. Internationale Künstlerinnen und Künstler sind hier mit Werken vertreten, ebenso Newcomer aus der Region. Die Künstler, die in dieser Zeit vertreten wurden, stammen aus unterschiedlichen Kulturen. Besonders im Gedächtnis geblieben sind Ausstellungen zur zeitgenössischen koreanischen Kunst auf der Mallau, japanische und skandinavische Künstler im Signal-Iduna Business Tower und die belgische Gruppe Brüssel is NDR GRND, die in der Galerie Böhner in der Schwetzinger Straße gezeigt wurde. Es gibt bei der Galerie Böhner keine Stilrichtung, der hier der Vorzug gegeben würde, ebenso gibt es keine Gattung, die Präferenz hätte. Bildhauerei wird hier gleichermaßen gezeigt wie Fotografie, Malerei, Installation oder Grafik. Die Galerie Böhner ist für vieles offen, das ist ihr Markenzeichen und in dieser Offenheit, in dieser Tendenz, die Pluralität der heutigen Kunst transparent zu machen, liegt wahrscheinlich auch das Geheimnis ihres Erfolgs.

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