07.09. – 25.10.2024
Das Thema Wald ästhetisch in Szene gesetzt – Neue Arbeiten von Annemarie Rudolph bei Böhner in Mannheims Schwetzinger Vorstadt
Die Künstlerin Annemarie Rudolph aus Pfullendorf ist aktuell mit neuen Arbeiten zu Gast in der Mannheimer Galerie Böhner. Annemarie Rudolph zählt mittlerweile zu den Stammkünstlerinnen der Galerie. Die Zusammenarbeit geht auf das Jahr 2008 zurück. Regelmäßig wurden ihre Arbeiten bei Böhner in Mannheim präsentiert. Die Galeristen Gerold Maier und Claus-Peter Böhner-Fery zeigten ihre Arbeiten mit Erfolg auf den internationalen Kunstmessen Karlsruhe und Salzburg.
Annemarie Rudolph wurde 1950 in Niedersachsen geboren und lebt heute in Pfullendorf am Bodensee mit eigenem Atelier. Schon früh interessierte sie sich für Kunst, für Malerei und unterschiedliche Ausdruckstechniken, die sie in ihrem langen Künstlerinnendasein mehr und mehr kultivierte und bis zur Perfektion vervollkommnete. Sie verwirklichte sich durch die Mixed-Media-Malerei, durch das Aquarell sowie die Installation bzw. das Objekt.
Grundlage der Malerei waren insbesondere ihre Auslandsreisen. An dieser Stelle sei zum Beispiel der Besuch im CanyonLand erwähnt, auf den eine Broschüre hinweist. Darin formuliert Annemarie Rudolph: „Was ist Kunst, wenn nicht Schicksal und Chaos, geteilt durch Erkenntnis und Liebe im Erlebnisse schaubar aufzeichnenden Spiel?“
Annemarie Rudolph taucht also gerne in ferne Kulturen ein und bevorzugt folglich die Natur als Inspirationsquelle und Fundus, was in ihren Bildern auch augenfällig wird. Da gibt es zum Beispiel eine Aquarellserie mit den erdbraunen Termitenhügeln in Afrika, ganz ausdrucksstark gemalt oder aber die an abstrakte Malerei erinnernden großformatigen Mischtechniken, die – wie bereits erwähnt – das große Erlebnis Canyonland (Utah, Nevada, Colorado) zum Thema haben, mit seiner ganzen Kraft und Urgewalt, wo dann folgerichtig entsprechende Fundstücke aus der Natur wie Erde, Sand, Asche und Kohle Eingang auf die Leinwand finden. Annemarie Rudolphs Kunstwerke sind so gestaltet, dass wir Betrachter diese sowohl als in Ästhetik geformte Natur empfinden können oder aber als gänzlich abstrakte Arbeiten. Es kommt dabei auf die Fantasie des Betrachters an, der keine Grenzen gesetzt sind.
Annemarie Rudolph, geboren in Niedersachsen, lebt und arbeit als bildende Künstlerin in Pfulldendorf am Bodensee. Sie bildete sich im Bereich der bildenden Kunst an Akademien weiter.
Ihr Metier sind das Aquarell, die Mixed Media Technik auf Leinwand sowie das Kunstobjekt. Es folgen zahlreiche Ausstellungen, Ausstellungs- und Messebeteiligungen im In- und Ausland.
In der einfühlsam zusammengestellten Schau in der Galerie Böhner in Mannheim steht das Thema „Wald“ zweifelsohne im Mittelpunkt. Das Thema wird von Annemarie Rudolph nicht ohne Grund aufgegriffen und ästhetisch umgesetzt mit teils sehr großformatigen Mischtechniken auf Leinwand, teils in Serien, Zeichnungen auf Papier, Drucken, Fotos und rostbesetzten Metall-Objekten in Form von Blättern. Als Überschrift dazu eignet sich ein Zitat von Paul Cezanne, das auch die Künstlerin in ihrem Statement verwendet: „Kunst ist Harmonie pur zur Natur.“ Was das bedeutet, erschließt sich uns im Laufe der weiteren Ausführungen.
Dazu die Künstlerin in einem aufschlußreichen Wortlaut:
„Die Auseinandersetzung mit der Natur ist oft der Gegenstand meiner Werke. Sie entstehen aus erlebten Ein¬drücken, Stimmungen und den gesehenen Oberflächen¬strukturen. Bei einem Aufenthalt im Pfälzer Wald beeindruckten mich neben den mächtigen Felsen, die in einer Vielzahl im Wald verstreut sind auch die mächtigen Bäume. Baum¬stämme, die in den Himmel aufsteigen, gerade, gebogen, mit strukturierter Rinde, teilweise bewachsen mit Moosen, Flechten und Pilzen. Besonders faszinierend war der neuartige, andere Blick von einem Baumwipfelpfad auf den Wald. Es ist eine Wunderwelt. Diese Eindrücke wollte ich umsetzen. Es geht mir dabei nicht um eine möglichst realistische Abbildung von Baum und Fels, sondern um den Wald als Summe vieler Eigenschaften und sein Wesen. Er verdient es, sich ihm mit Respekt und Dankbarkeit zu nähern. Der Betrachter soll die Möglichkeit haben, sich mit dem Wald in einer neuen Weise auseinander zu setzen. Fotos dienten mir als Grundlage Teilansichten der mächtigen Bäume in Bilder umzusetzen. Der Sandstein, der in den Wäldern weit verbreitet ist, ist durch die Elemente der Oxidation und einer ständigen Erosion ausgesetzt. Er wird irgendwann wieder zu Sand. Auch diesen finden sie in den ausgestellten Bildern. Der Grundgedanke Naturmaterialien zu verwenden, die Wirkung der Elemente und die Natur selbst darzustellen, zieht sich durch alle meine Werke.
Die Natur ist unerschöpflich und bietet immer wieder neue Anregungen.“
Ihre Bilder entstehen nicht in einem Wurf, sondern entwickeln sich über einen langen Weg aus dem Malprozess heraus. Immer wieder wird dieser Prozess neu in Angriff genommen, neue Oberflächen gehen mit den bereits vorhandenen Strukturen eine neue Synthese ein, die auch etwas in die Abstraktion führen kann. Formen und Flächen aus der Natur bleiben aber erhalten. Annemarie Rudolph lässt sich dabei von dem vorhin schon erwähnten Satz von Paul Cezanne leiten: “Kunst ist Harmonie pur zur Natur.“
Wenn man auf das Motiv des Waldes in der Kulturgeschichte zu sprechen kommt, so fällt auf, dass der Wald besonders in der Malerei eine wichtige Rolle gespielt hat. Viele Künstler haben den Wald als Thema für ihre Werke gewählt, um seine Schönheit, seine mystische Atmosphäre und seine Bedeutung als Ort der Natur und des Rückzuges dazustellen.
In der Ideengeschichte bzw. Geistesgeschichte gilt der Wald positiv besetzt als Kraftquelle: der Wald als Raum des Wohlbefindens, der Wald als Lehrmeister, er ist mehr als die Summe seiner Bäume, er ist ein Großsystem naturnaher Lebensabläufe. Negativ besetzt wird der Wald oft als mystisch nicht greifbares Phänomen dargestellt, wo Gefahren lauern (es sei dabei an die Märchen der Gebrüder Grimm erinnert – z.B. „Hänsel und Gretel“), wo auch das Böse lauert und das Gute verschlingen kann. Es verhält sich mit dem Wald (einerseits Heiligtum – andererseits Hölle) im Prinzip wie mit der Interpretation der Maria Magdalena durch die Kirche (einerseits Heilige – anderseits Hure): daraus kann man entnehmen, dass es in der Ideengeschichte bei zentralen Motiven immer mehrere Interpretationen gibt, wo sich jedermann seine eigene „Wahrheit“ zurechtlegen kann. Das macht die Sache auf der einen Seite so spannend – aber anderseits auch so gefährlich.
Was Annemarie Rudolph mit ihrer Interpretation des Waldes auf sich hat, ist eindeutig eine positive. Die Arbeiten umgibt eine wohlwollende Aura mit Liebe zum Detail. Die Bilder sind nicht einfach Abbildung von dem, was ist, sondern eher Umsetzung von Gesehenem und Emotionen mit einer ganz eigenen Ausdruckskraft: das macht die Bilder, die Objekte und auch die neu hinzugekommenen Fotografien auch so spannend und sehenswert!
An dieser Stelle sei gesagt, dass es noch viel Erhellendes zum Thema Wald, Kulturgeschichte und bildender Kunst zu sagen gäbe; es empfiehlt sich immer, daheim in dieser Richtung etwas weiter zu schmökern, aber beim Rundgang durch die Ausstellung sollte man sich doch voll und ganz auf die beeindruckenden Arbeiten von Annemarie Rudolph einlassen.
Text: Dr. Claus-Peter Böhner-Fery
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