02.11.2024 – 08.01.2025
Die Bilderwelt der Gertrud Schneider als unmittelbares Angebot zur besonderen Kommunikation zwischen Produzent & Rezipient
Gertrud Schneider wurde in Hermannstadt, Rumänien, geboren, lebt und arbeitet seit mehr als 30 Jahren als bildende Künstlerin in Stuttgart. Sie studierte Kunst an diversen Akademien und Kunstschulen, bildete sich in der Folge konsequent weiter und absolvierte erfolgreich zahlreiche Ausstellungen, Ausstellungs- und Messe- beteiligungen im In- und Ausland. Auch in der Galerie Böhner in Mannheim und im Kunstraum Viernheim wurden ihre Arbeiten schon gezeigt.
Gertrud Schneiders Werk lässt sich unter dem Motiv der Abstraktion subsumieren. An dieser Stelle sei zunächst ein kleiner Exkurs in Sachen „Abstrakter Kunst“ erlaubt, denn es ist für uns Betrachter wichtig und aufschlussreich zu begreifen, an welche Traditionen aktuelle Künstlerinnen und Künstler – in unserem Fall hier Gertrud Schneider – anknüpfen. Und das deren Werke immer auch im historischen Kontext zu sehen sind.
Die abstrakte Kunst entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit bestand die künstlerische Landschaft vor allem aus Fauvismus (Henri Matisse, Georges Braque), Kubismus (frühe Picasso) und figurativem Expressionismus (Ernst Ludwig Kirchner, Gabriele Münter). Diese Art von Kunst zeichnet sich durch die Freiheit der Farben, der Formen und natürlich des Themas aus. So sehr, dass der malerische Aspekt nach und nach vollständig zugunsten der Form aufgegeben wurde. Mut und Farbexperimente kennzeichnen diese Periode, in der sich die Künstler von den Zwängen der akademischen Welt zu befreien beginnen.
Die Anfänge der abstrakten Kunst sind schwer zu bestimmen. Es gibt verschiedene Künstler mit unterschiedlichen Stilen, die gleichzeitig auftreten, und jeder bringt seine eigene persönliche Note in die Definition dessen ein, was „abstrakt“ ist. Wenn man jedoch ein Datum für den Beginn der abstrakten Kunst angeben müsste, kann man sich (fast) einstimmig auf das Jahr 1910 einigen.
Dieses Datum fällt mit dem ersten abstrakten Aquarell von Wassily Kandinsky zusammen. Der russische Maler, der mit der Avantgarde-Bewegung in Osteuropa verbunden war, war der erste Maler, der keine formale Komposition malte. Auf diese Weise wurde die abstrakte Kunst definiert: als Kunst, die die Realität nicht abbildet. Diese Kunst konzentriert sich auf Farben und Formen, die frei von den üblichen Motiven oder Gegenständen der Außenwelt sind.
Anschließend brachen sich noch etliche Untergruppen Bahn wie die lyrische Abstraktion (Gustave Singier), der Supremismus (Kasimir Malewitsch z.B. „Rotes Quadrat“/Rot auf Rot) die Op-Art (Victor Vasarely) und ganz wichtig der abstrakte Expressionismus (Jackson Pollock, Willem de Kooning). Auch wenn Kandinsky, Malewitsch und Mondrian als Begründer der abstrakten Kunst gelten, bleibt die Geschichte von Schatten umgeben, die mit der Zeit immer deutlicher werden. So ist eine Malerin, die eigentlich als Pionierin der abstrakten Kunst gelten sollte, vor kurzem wieder in den Vordergrund gerückt. Die schwedische Malerin Hilma af Klint schuf 1906 eine Reihe abstrakter Bilder, 4 Jahre vor den Aquarellen Kandinskys. Hatte sie Einfluss auf die drei Männer? Hat ihr Status als Frau ihr Vorurteile eingebracht oder sie daran gehindert, Anerkennung zu finden? Oder ist allein die geografische Abgeschiedenheit Schwedens daran schuld. Wie auch immer die Antwort auf diese Frage ausfällt, die Wiederentdeckung ihres Werkes ist zweifellos zu begrüßen.
Nun von der wiederentdeckten schwedischen Künstlerin zurück zu Gertrud Schneider, deren Werk am ehesten auf dem „abstrakten Expressionismus“ aufbaut. Das Werk Gertrud Schneiders zeichnet sich durch abstrakte Darstellungen und den Ausdruck intensiver Emotionen aus. Die Künstlerin nutzt dabei überwiegend intensive, leuchtende Farben und Formen, um subjektive Eindrücke und Emotionen zu verarbeiten; hier wird die innere Welt der Malerin mittels Farben und Leinwand für den Betrachter sichtbar gemacht.
Dabei geht es nicht allein darum, einfach nur die klare Form aufzulösen und eine Farbexplosion auf die Leinwand zu bringen, sondern über das Gefühl hinaus auch Ideen zu transportieren. Diese Ideen können vielfältig sein und von einer ausdrucksstarken Formensprache. Das Kunstwerk als unmittelbare Mitteilung und als unverfälschtes Angebot zur besonderen Kommunikation zwischen Produzent und Rezipient.
Zur Inspiration von Gertrud Schneider tragen auch ihre Reisen bei, die Naturbegegnungen in Kenia oder Mexiko – Länder mit einer ureigenen Farbenwelt. Aber auch die unmittelbare Umgebung wie der (‚schlichte‘) Schwarzwald tragen zur Bereicherung der Fantasie der Künstlerin bei und finden Eingang in ihre Bilderwelten, den groß- und kleinformatigen Leinwänden bzw. gerahmten Motiven hinter Glas, von denen Sie hier einen kleinen aber feinen Eindruck vermittelt bekommen.
Ich hoffe, ich habe Ihnen einen Einblick in die Bilderwelt der Gertrud Schneider vermitteln können, aber bitte, am besten wird sein, Sie schauen einfach selbst und lassen die Eindrücke auf sich wirken. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Text: Dr. Claus-Peter Böhner-Fery
© 2025 Galerie Böhner | Artpromotion, Kunstmarketing, Ausstellungs- & Messemanagement