Christa Schmid-Ehrlinger 2022

08.10. – 29.11.2022

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung




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Laudatio öffnen

Liebe Kunstfreunde,
sehr verehrte Damen und Herren,

bevor ich auf die Künstlerin selbst eingehe, erlauben sie mir kurz auch den Ausdruck meiner Wertschätzung unseres heutigen Gastgebers, der Galerie Böhner, die ich seit vielen Jahren schätze und denen ich immer wieder bei Ausstellungen und auf Kunstmessen begegne. Nicht nur die Auswahl ihrer Künstler und ihrer Ausstellungen sind stets fein kuratiert – ihre Messestände zählen national und international zu den Besten.
Nicht einfach, dies immer wieder zu halten, nur so viel: es gelingt!

Nun jedoch zu der Hauptperson des heutigen Abends: Christa Schmid-Ehrlinger!

Le Corbusier sagte einmal: „Kunst ist die Art und Weise, wie man die Dinge in Ordnung bringt, an ihren Platz, nach ihrem Maß.“ Und weil die Künstlerin eine enge Bindung zu Frankreich hat – wie ich ihrer Vita entnehmen durfte – erlauben sie mir kurz diese Aussage in der Originalsprache: L’art est la manière de mettre les choses en ordre, à leur place, à leur mesure.

Passt dieses Ordnen der Dinge bei aller Abstraktheit, pulsierender Lebensfreude und zuweilen action painting Anmutung nicht dennoch zu den Positionen von Christa Schmid-Ehrlinger? Eine derartige Auffassung scheint – zumindest für mich – erkennbar.

Da ist zunächst einmal die Linie, die Christa Schmid-Ehrlinger fasziniert, die immer wieder zentraler Gegenstand ihrer Positionen ist. Metaphorisch gesehen, als eine Art „Roter Faden“, der sich konsequent und fein durchdekliniert durch ihr Gesamtwerk zieht – auch, wenn die Ausprägungsformen dieses „Deklinierens“ sehr unterschiedlich sein können.

Betrachten wir zunächst die Arbeiten der Ausstellungsgruppe „LINIE, FARBE, FORM“. Auf den ersten Blick zogen sie mich an, diese herrlichen Farbpulsierungen. Ihre Anziehungskraft besteht für mich zum einen durch die üppigen Farbenklänge – ein wahres Orchester. Zum anderen berühren sie, weil sie durch ihre Formrhythmisierung zugleich Bewegtheit und Bewegung zu zeigen vermögen. Lebensfreude pur!

So sah und dachte ich beispielsweise an ein Blumenmeer, das vielleicht von sanftem Wind bewegt wird. Dank ihrer Ungegenständlichkeit ist bei der Malerei von Christa Schmid-Ehrlinger vieles vorstellbar bis hin zu Assoziationen von Meereswellen und bewegter See.

Was auch immer Sie selbst als Betrachter sehen mögen: Die Augen gleiten vom beiläufigen Hinsehen ins unablässige Schauen. Ins Sich Vertiefen. Christa Schmid-Ehrlinger regt das Betrachten an. Wir beginnen im Bild zu wandern, machen dabei unsere ganz persönlichen Entdeckungen.

Die Linie ist Anfang und Ende. Oder, wie Paul Klee dies einmal ausdrückte: „Eine Linie ist ein Punkt, der spazieren geht.“

Kommen wir zur Position „SCHNEE LANDSCHAFT – EINE ERINNERUNG“. Übrigens eine der wenigen Arbeiten, bei denen die Künstlerin mit dem Titel ein wenig ihrer Inspiration preisgibt. Dieses winterliche Naturereignis ließ mich folgenden Text entdecken: „Das üppige Wachstum in der Natur erfreut uns. Deshalb sehe ich einen engen Zusammenhang von Üppigkeit, Sinnlichkeit und Kunst.“ – sagt die Künstlerin. Und selbst in dieser reduzierten Farbigkeit der schwarzweiß mit zartesten Blautönen gehaltenen Schneelandschaften meine ich jene Vielfalt, ja jene Üppigkeit zu ahnen. Geheimnisse, die jeder von Ihnen für sich selbst entdecken kann.

„FADENETUDEN“ – diesen Begriff, liebe Christa Schmid-Ehrlinger, finde ich wundervoll! Beinhaltet er doch alles, was Sie uns mit dieser Serie erleben lassen: das rhythmische dieser Arbeiten, den Werkstoff – ein Faden – der ja eben auch wiederum eine Linie ist, aber auch das Lernen (etudier, etudes) ist beinhaltet. Mit den Fadenetuden begann ja auch ihr künstlerischer Weg und Werdegang.

„Umwege über sich selbst nehmen“ – durfte ich im Zusammenhang mit diesen Fadenetüden lesen. Und wenn wir uns diesen Arbeiten behutsam nähern, können wir einiges über Wege, vielleicht auch Ziele, Umkehr und Überlegung, Intuition und Weiterlaufen entdecken. Versuchen Sie es selbst!

„Suche“ ist denn auch für Christa Schmid-Ehrlinger ein zentraler Begriff für ihr künstlerisches Schaffen und die damit einhergehende Auseinandersetzung. Die Suche nach Vernetzungen und Verknüpfungen von Linien und Formen untereinander und miteinander, verbunden mit dem Reiz, etwas Neues entstehen zu lassen.

Damit kommen wir zu einem zweiten Schlüsselbegriff in der Annäherung an ihre Kunst. Es ist der Begriff TRANSFORMATION, der, weiter gedacht auf der Meta-Ebene, das Leben und dessen Zusammenhänge greifbar macht.

Transformation als jene Art der Umformung und Wandlung, bei der Neues entsteht. Ein ETWAS wird ein ANDERES ETWAS. Es kann sich hierbei um eine Idee oder einen Gedanken ebenso handeln, wie um Material und dessen Verwandlung in etwas anderes, Neues. Letzten Endes verwandelt sich mit jedem noch so kleinen Tun, jedem einzelnen Pinselschlag das, was auf der Leinwand zu
sehen ist.

Betrachtet man nun die „FADENETUDEN“ oder auch die „DRAHTOBJEKTBILDER“, spielen die sehr bewusst gewählten Materialien wie FADEN oder DRAHT eine große Rolle, werden zur ganz individuellen Entdeckung und auch Spur der Künstlerin. Offensichtlich fasziniert von besonderer Stofflichkeit knotet, wickelt und zwirbelt, verbindet Christa Schmid-Ehrlinger den Draht, der letzten Endes ja auch wiederum eine Linie, ein Faden oder dessen skulpturale Form ist. Ein Leitsatz und Erfahrung zugleich von Christa Schmid-Ehrlinger: „Das Material findet die Idee – die Idee findet das Material.“

Aber auch der Stift ist wichtig: Mit diesem verinnerlicht, variiert und setzt die Künstlerin immer wieder ihre ganz besonderen SKRIPTORALEN ZEICHEN und KÜRZEL, sichtbar gemacht und in ihrer Wiederholung und ihrem Rhythmus wahrnehmbar und erkennbar. Nach Henri Matisse ist ja der Künstler stets ein Entdecker: „Un artiste est un explorateur.“

Suche ist also als abstrakter Begriff zu verstehen, aber vermutlich sucht und entwickelt auch die Hand der Künstlerin, wenn sie die Bewegungen vollführt, wiederholt oder auch abbricht, um ihre Arbeiten zu schaffen. Eine Suche im Wechselspiel von Formwillen und Zufall, bewusster Wiederholung und kleiner Abweichung … sehen sie selbst!

Mich persönlich fasziniert im Übrigen gerade bei den „DRAHTOBJEKTBILDERN“ nicht nur die auf den ersten Blick gesetzte und erkennbare Ordnung und Linie, sondern auch jene „weißen Linien und Bahnen“, die sozusagen das DAZWISCHEN bilden. Ein Raum, ein Weg, eine Linie, die nicht existiert, oder doch? Kunst macht ja bekanntlich das Unsichtbare sichtbar. Auch die entstehenden und sich je nach Beleuchtung wandelnden Schattenbildungen sind höchst spannend, tragen zum Gesamterlebnis der mehrdimensionalen Betrachtung bei.

Dieser künstlerischen Suche und auch der Freude können wir uns – wie ich finde – ganz wunderbar anschließen. Mit den Augen und vielleicht auch dem Herzen. Denn ist es letzten Endes nicht stets das Herzklopfen, das Berührtsein, was uns vor einer Arbeit stehenbleiben lässt, uns inspiriert? Jenes Etwas, das vom Künstler oder der Künstlerin selbst ausgeht. Wenn ein Künstler im Seelenzustand der Freude malt, kommt das auch so beim Betrachter an, diese Auseinandersetzung ist wohl zugleich eines der Geheimnisse Freier abstrakter Malerei. „Alle Kraft, die wir fortgeben, kommt erfahren und verwandelt wieder über uns“ – so Rainer Maria Rilke.

Zum Abschluss möchte ich die Künstlerin selbst zitieren mit einem Leitsatz, der für ihre künstlerische Suche und Transformation zugleich steht, für mich aber auch ein wenig ein Appell an uns alle sein kann, gerade in solch einer bewegten Zeit:

Christa Schmid-Ehrlinger sagt: „Ich zeichne, ich male, ich mache weiter!“

Vielen Dank! Wunderbar, wie es Ihnen gelingt, zu ordnen, zu wandeln, zu transformieren, ihrer Linie stets treu zu bleiben und zugleich … freizugeben!

Auf die Kunst, und auf die Freude und Inspiration, die sie uns schenkt!

Text: Cristina Streckfuß


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• 9. September 2022

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