Zarko Radic ZARA 2022

06.08. – 29.09.2022

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung




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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

bei der Biografie von Žarko Radić, aus dessen umfangreichem Werk Sie hier in der Galerie Böhner in Mannheims Schwetzinger Vorstadt eine kleine Auswahl an exemplarischen Arbeiten aus den letzten Jahren sehen, reibt man sich zunächst die Augen. Er ist, so ist dort zu erfahren, im Königreich Jugoslawien geboren. Dass das spätere Jugoslawien, ein Land, das heute nur noch in der Erinnerung existiert, einst ein Königreich gewesen war, ist wirklich schon eine ganze Zeitlang her und man wundert sich, über die Jugendlichkeit des Menschen, dessen Biografie man da gerade studiert. Vielleicht ist es die Kunst, das künstlerische Schaffen, das einen die jugendliche Ausstrahlungskraft auch in späteren Lebensjahren noch bewahren lässt. Darüber lässt sich an dieser Stelle nur spekulieren.

Das Leben von Žarko Radić ist von der Kunst geprägt. In frühen Jahren begann er seine künstlerische Ausbildung an der Kunsthochschule von Novi Sad. Von dort aus ging es weiter an die Universität von Belgrad. Und weiter nach Stuttgart, wo er zwischen 1964 und 1979 als Theatermaler wirkte.

Der berühmte Schauspieldirektor Claus Peymann schätzte Radićs Talent so sehr, dass er ihn, als er von Stuttgart nach Bochum überwechselte, in derselben Position für seine neue Wirkungsstätte engagierte. So kam der Künstler in das wild bewegte Ruhrgebiet der frühen 80er Jahre als dort der strukturelle Wandel vom Kohlenpott zur Kulturmetropole längst im Gange war. 1986 folgte er Peymann dann nach Wien. Daneben hatte er Gastengagements in seinem Fach an der Opéra National in Lion und dem Theatre de la Monnaie in Brüssel.

Die freie Malerei hat ihn während dieser schwer engagierten Zeit als Bühnenmaler ständig begleitet. Sie war dabei keine Freizeitbeschäftigung, wie die in der Vita aufgezählten Ausstellungen belegen, sondern stand neben dem Bühnenbild gleichwertig. Im Jahr 1995 erhielt er als Auszeichnung für ein malerisches Schaffen und als Ansporn zur Weiterentwicklung das begehrte Kunststipendium der Aterana Stiftung aus Liechtenstein.

Als Peymann im Jahr 2000 von München nach Berlin ging, nahm Radić seinen Abschied von der Theaterwelt und konzentrierte sich ganz auf die freie Malerei. Die Ausstellungen in großen Häusern wie der Rheingalerie Düsseldorf (1987), dem Museum Bochum (1986 und 2001), dem Museum Lucas Cranach Haus in Weimar (1994), die Galerie Sulegaarten, Assen in Dänemark (2006) und der Galerie ICON, Berlin (2013) belegen, dass die Arbeiten des Künstlers, die er mit dem Pseudonym ZAZA signiert, die Anerkennung, die seine Kunst bis heute erfahren hat.

Stilistisch lässt sich die Kunst Žarko Radićs schwer einordnen. Er hat zwischen den verschiedenen Stilrichtungen einen sehr eigenen Weg gefunden, in seiner Malerei Gefühle und Stimmungen, aber auch Gedanken und Hoffnungen zum Ausdruck zu bringen. Entfernt schwingen hier Anklänge an den Futurismus mit. Dies ist eine Kunstrichtung aus dem frühen 20. Jahrhundert, die von Italien aus international Furore machte. Eine der bekanntesten Skulpturen aus dieser Zeit ist „Der Schreitende“ von Umberto Boccioni.

Mit den italienischen Futuristen, so scheint es, teilt Radić die Faszination für die Maschinenwelt, deren Präsenz im Alltagsleben sich seit Boccionis Zeit um ein Vielfaches gesteigert hat. In der Kulturgeschichte bewirkte diese Erkenntnis Gegenreaktionen. Man denke hier an Fritz Langs Film „Metropolis“ oder an Chaplins „Moderne Zeiten“, die die Angst vor den alles beherrschenden Monstern, die schließlich den Menschen selbst versklaven, weil er immer mehr Kompetenzen an die Maschine abgibt, zum Thema machten.

Von seiner Botschaft her gesehen wählte Radić einen dritten Weg. In seinen Arbeiten stellt sich der Mensch den Maschinen nicht entgegen, sondern versucht sich in deren komplexen kybernetischen Kosmos einzubringen. Dabei offenbaren sich unterschiedliche Haltungen. Bei manchen Bildern erscheint die menschliche Silhouette als inhaltsleere Kontur, bei anderen als trotziges Pendent, aber immer ist es die Präsenz der menschlichen Figur, die die Auseinandersetzung mit den Bildern von Žarko Radić spannend macht.

Bei der konkreten Umsetzung seiner Ideen in Bilder setzt der Künstler auch tatsächlich Maschinen ein. Er bearbeitet seine Skizzen mit dem Computer und überformt allzu deutliche Strukturen, sodass sie sich als freischwebende Elemente in die intendierte Bildstruktur einbringen lassen. Besonders wirkungsvoll ist hierbei das Spannungsverhältnis zwischen abstrakten, also flächigen und dreidimensionalen Partien, deren Verbindung bisweilen durch rhythmische Linienmuster noch besonders akzentuiert wird. Viele seiner Arbeiten, vor allem die neueren, die Sie hier in der Galerie Böhner sehen, sind vom Blick des Bühnenbildners geprägt. Sie wirken wie weite, offene Räume, die sich bei näherem Hinsehen zu geheimnisvollen Labyrinthen verdichten. Man sollte sich Radićs Werke bei wechselndem Licht und aus unterschiedlicher Entfernung anschauen.

Je mehr man sich auf das raffinierte Formen- und Farbenspiel des Künstlers einlässt, desto deutlicher fühlt man sich von der Dynamik angezogen, die für diese Bilder hier charakteristisch ist. Es ist dabei schwer auszumachen, was Hintergrund oder Vordergrund, was Figuration, Raum oder Fläche ist. Die unterschiedlichen Bildpartien gehen ineinander über. Dynamische Räume, die multiperspektivisch aufgebaut sind. Aus jeder Richtung darin bietet sich dem Betrachter eine neue Perspektive, die der Gesamtkomposition jeweils einen besonderen Akzent verleiht.

Žarko Radićs Bilder sind Mischtechniken. Die Grundierung legt er meist mit Ölfarbe an, weil er der Überzeugung ist, dass nur mit dieser eine solch geheimnisvolle Leuchtkraft erzeugt werden kann, wie er sie für seinen so komplexen Bildaufbau braucht. Die unterschiedlichen Partien werden dann mit Acrylfarbe oder anderen Malmitteln bearbeitet.

Text: Dr. Helmut Orpel


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• 30. Juni 2022

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