Gabriele Utech 2023

29.04. – 10.06.2023

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung




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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

Gabriele Utech reiste im Jahr 2015 für längerer Zeit nach Australien. Diese Reise war ein Wendepunkt in ihrem Leben. „Man meint“, so erzählte sie bei einem Telefongespräch anlässlich der Vorbereitung ihrer aktuellen Ausstellung hier in der Galerie Böhner in Mannheims Schwetzinger Strasse, „dort die Welt aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen.“

Diese Wirkung Australiens auf uns Europäer hat Geschichte: Die Antipoden, die Gegenfüßler, die dort vermutet wurden, als man die Welt noch für eine Scheibe hielt, sähen die Dinge gerade umgekehrt als wir, weil dort die Füße oben und die Köpfe unten seien. Während der Begriff des „Antipoden“ im Sprachgebrauch erhalten geblieben ist, hat sich die Vorstellung von der Erde in der Zwischenzeit grundlegend geändert und man weiß, dass es wohl eher das andersartige Licht, die besonderen Gebirgs- und Wüstenformationen des fünften Kontinents sind, wahrscheinlich auch die glücklichen Umstände einer langen und weiten Reise, die den Blick auf das Leben und die Welt wesentlich beeinflussen.

In der biographischen Darstellung von Gabriele Utech spielt die Reise nach Australien die Rolle der Initialzündung, als sie ernsthaft mit dem Malen begann. Von Haus aus ist sie Pädagogin. Sie lebt in Kassel, ist verheiratet und Mutter dreier in der Zwischenzeit erwachsener Söhne. Künstlerische Starthilfe holte sie sich durch Seminare bei Gabriele Musebrink und dem Wüstenmaler Carsten Westfal. Beiden Malern ist gemeinsam, dass sie nicht mit den herkömmlichen Materialien wie Acryl-, Öl- oder Aquarellfarbe malen, sondern mit Erden, Sanden, Flechten etc., die sie vor Ort einsammeln, um so dem authentischen Gefühl des Genius loci so nahe wie möglich zu kommen.

Gabriele Utech arbeitet mit Marmormehl, Sumpfkalk und vielen anderen pigmenthaltigen Stoffen, die sie mit verschiedenen Bindern mischt und auf unterschiedlichen Trägermaterialien (Leinwand, Holz oder Papier) aufträgt. Durch das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Materialien ergeben sich nicht vorhersehbare Reaktionen, die sie auch selbst immer wieder überraschen. Ihre Arbeitsweise lässt sich von daher eher als intuitiv bezeichnen. Sie lässt geschehen und bringt sich als Akteurin steuernd in den Entstehungsprozess ein.

Neu ist diese Einstellung zur Kunst nicht. Bereits im frühen 16. Jahrhundert, lange bevor Emil Schumacher, der informelle Maler aus der Nachkriegszeit, diese Art der Malerei für sich reklamierte, wies Leonardo da Vinci darauf hin:

…] wenn du in allerlei Gemäuer hineinschaust, das mit vielfachen Flecken beschmutzt ist, oder in Gestein von verschiedener Mischung – hast du da irgendwelche Szenerien zu erfinden, so wirst du dort Ähnlichkeiten mit diversen Landschaften finden, die mit Bergen geschmückt sind, Flüsse, Felsen, Bäume – Ebenen, große Täler und Hügel in wechselvoller Art; auch wirst du dort allerlei Schlachten sehen und lebhafte Gebärden von Figuren, sonderbare Physiognomien und Trachten und unvermeidliche Dinge, die du auf eine vollkommene und gute Form zurückbringen kannst.“ (vor 1519)

Allerdings, während der große Renaissancemaler als Kind seiner Zeit noch im erzählerischen und figurativen Bildkontext verhaftet war, löste sich die Malerei im 20. Jahrhundert zunehmend vom Gegenständlichen, indem sie diese Flecken und Strukturen, die von Leonardo noch als reine Vorlagen betrachtet wurden, selbst zum Sprechen brachte und somit zum Bildgegenstand machte.

Die Lehrerin von Gabriele Utech, Gabriele Musebrink formuliert in einem Videobeitrag im Internet diesen Ansatz sehr einleuchtet, indem sie von ihren Reisen nach Skandinavien erzählt und berichtet, wie sie die Asche der Lagerfeuer, oder die Flechten und Moose im Wald einsammelte und sie in ihren Bildwerken verarbeitet. Die auf diese Weise entstandenen Bilder empfand sie in einem höheren Maß authentisch als die nach den herkömmlichen Methoden der Malerei und der Zeichnung entstandenen.

Bilder wie diese gehen weit über das visuelle Erleben von Kunstwerken hinaus. Durch ihre materielle Präsenz und Haptik erzielen sie eine Wirkung im Unterbewusstsein. Man spürt etwas von einer Realität, die hinter der Erscheinung liegt.

„Mein Anliegen ist es“, sagt Gabriele Utech, mit meiner Kunst Menschen zu berühren.“ Dabei arbeitet sie ohne erkennbares Motiv und hat auch zu Beginn einer Arbeit keine festgelegte Vorstellung, wohin sie der Malprozess führen wird. Es gibt aus diesem Grund auch keine konkrete Botschaft in ihren Bildern. Die Betrachterin oder der Betrachter muss sich selbst eine Perspektive suchen, was schon bei der Wahl des Blickwinkels beginnt. Sind die Strukturen aus der Vogelperspektive gesehen, aus der Zentralperspektive oder der Draufsicht? Die Perspektive kann nicht nur bei jedem einzelnen Bild, sondern auch bei jeder Betrachtung, je nach individuellem Standpunkt wechseln.

„Die Aussagen meiner Bilder können für die jeweiligen Betrachter unterschiedlich sein. So wirkt ein Bild für den einen aufwühlend oder bedrückend, während ein Anderer Ruhe und Harmonie assoziiert.“

Text: Dr. Helmut Orpel


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• 18. Februar 2023

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