Galerie Böhner seit 1995

3. AUSSTELLUNG
ZUM 25. JUBILÄUM

19.09. – 01.12.2020

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung


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Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen & Herren,

spannende Exponate sind im nunmehr dritten Teil der Jubiläumsausstellung „25 Jahre Galerie Böhner“ in der Galerie in der Schwetzinger Straße 91 zu entdecken. Gleich im Eingangsraum begrüßen die großformatigen Arbeiten von Sonja Hüning den Besucher. Deren außergewöhnliche Farbskala zieht den Betrachterblick magisch an. Die Töne schweben hierbei zwischen Braun, Ocker, Schwarz und Gelb und schaffen auf diese Weise geheimnisvolle Kontraste, die bisweilen informell wirken, ein anderes Mal wie Naturformen, Blattgerippe oder Herbstlaub.

Suggerieren Sonja Hünings Bilder eine eher melancholische Grundstimmung, so sind es bei den Arbeiten von Margit Rimpl die dynamischen Kräfte, die extrovertiert nach außen dringen. Auf den ersten Blick erinnern ihre nuancenreichen Kompositionen an Siebdrucke oder Farblithographien, Techniken also, die in der Pop-Art häufig verwendet wurden und so den lebhaften Charakter dieser Kompositionen besonders unterstreichen.

Dazu passen sehr gut die Metallobjekte der Japanerin Yuko Akiya. Filigrane, silberglänzende Gitter, kontrastiert mit Farben, wie sie das Metall unter hohen Temperaturen hervorbringt, sind hier zu dynamischen Assemblagen zusammengefügt, die an Landschaften denken lassen.

Ganz im Gegensatz zu diesen futuristischen Arbeiten stehen die Werke von Yuko Horie im hinteren Galerieraum. Sie beschäftigt sich mit einer Kunst, die in Japan schon seit Jahrhunderten hohe Wertschätzung genießt, mit der Kutani Glasur.

Romantische Naturbegeisterung spricht dagegen aus den schmalen Hochformaten von Eva Fuss. Bei dem komplex angelegten Malgrund setzt sie auf ein Wechselspiel von Kolorit und Schattenfugen, woraus ein spannender illusionärer Raumeindruck entsteht. Gut möglich, dass sie dabei an das eindrucksvolle Lichtspiel in einem Mischwald dachte. Sie lässt sich sogar dazu hinreißen, diesen Eindruck durch die skizzenhaften Zeichnungen einheimischer Singvögel, wie dem Dompfaff oder dem Rotkehlchen, zu steigern.

Der Wald ist auch das Thema bei den Arbeiten von Marlene Slavik, die in der Jubiläumsausstellung zu sehen sind. Geschickt leitet die Malerin hier den Blick des Betrachters in die Kronen der Bäume und löst durch ein diffuses Licht, das aus dem Innern des Bildes zu kommen scheint, die allzu klaren Konturen auf, sodass sie mit dem Hintergrund verschmelzen.

Von ähnlicher, impressionistischer Qualität sind die Arbeiten von Hiroshi Yamazoe, der die eindrucksvolle Landschaft seiner Heimat im Gegenlicht präsentiert. Die Berge und Gewässer erscheinen in intensiven Farben, wobei rasch deutlich wird, dass es ihm vor allem um die tiefen Empfindungen geht, die solche Landschaftseindrücke auslösen.

Petra Kohns-Merges verbindet die Malerei mit der literarischen Reflexion, indem sie bei ihrem Zyklus: „Zug des Lebens“ Bild und Text kombiniert. Die Malerei erscheint zunächst spontan, in der weiteren Entwicklung des Bildes verändert die Künstlerin diesen spontanen Anfang durch Übermalung sukzessive, sodass in den Sedimentschichten des Bildaufbaus die Zeitlichkeit des Malprozesses regelrecht fühlbar wird. Neben der visuellen Qualität ist die so entstandene Materialität des Bildes ein entscheidender Faktor bei der Bildwirkung.

Eben ein solcher, durch die Materialität des Bildes erzeugter Eindruck, scheint es auch Daniel Hellermann angetan zu haben, denn bei seinem Werk „Find your way“ beeindruckt die schruntige Oberfläche mit Spuren von Verletzungen.

Kazuhiro Shimoda lässt durch seine starken Farbkontraste Räume entstehen, in denen sich der Betrachterblick zu verlieren scheint. Aussagekräftig ist hierbei der Titel seiner Werkreihe, „Rebirth of Memory“. Ein plötzliches, schockartiges Auftreten von Erinnerungen, die lange verdrängt wurden und plötzlich in hellem Rampenlicht vor dem Bewusstsein auftauchen.

Anders bei Heinz-Peter Kohler aus der Schweiz. Er arbeitet nicht in Serien, sondern begeht vielmehr mit jedem begonnenen Werk ein neues Wagnis. Seine nuancenreichen Aquarelle haben, ähnlich wie bei Paul Klee, Tagebuchcharakter und sind malerische Umsetzungen von Gedanken und Impulsen. In einem Wechselspiel von Spontaneität und Überarbeitung verarbeitet er so das, was seine Gedanken beschäftigt.

Als eine Art sensibles Tagebuch kann man auch die kleinformatigen Arbeiten von Chisako Tayamo lesen. Helle freundliche Farben inspirieren hier den Betrachterblick.

Die Plastiken von Jolien Wesselink beeindrucken durch ihre klassische Erhabenheit. In ihren Bronzen, die wie aufgeklappte Samenkapseln wirken, verbindet sie geschickt die Innensicht mit der Außensicht und schafft so vegetativ anmutende Formen voller Spannung. Die Schönheit des Metalls trägt ein Übriges zu der anmutigen Wirkung ihrer Arbeiten bei.

Eine weitere Bildhauerin in der Ausstellung arbeitet mit Stein. Stephanie Schröter hat eine Ausbildung in den Steinbrüchen von Carrara absolviert und anschließend Bildhauerei studiert. Sie gewinnt ihrem schimmernden Material (Alabaster) schwungvolle Bewegungen ab, so in ihrer Arbeit „Die Welle“, in der sie auf den berühmten Farbholzschnitt von Katsuschika Hokusai Bezug zu nehmen scheint.

Florence Hoffmann präsentiert die Ästhetik der Buchkunst auf eine neuartige Art und Weise, indem sie die Bücher mit einem messerscharfen Instrument in schmale Längstreifen schneidet und aus diesem Ausgangsmaterial dynamisch geschwungene Skulpturen formt, in denen der ursprüngliche Charakter des Materials aber immer noch kenntlich bleibt.

Schwungvoll sind diese Linien, ähnlich denen, die Shobhana Tyroller in ihren Aquarellen umsetzt. Der Einsatz der mit schwungvollem Duktus aufgetragenen Farbe erfolgte hier sehr konzentriert, etwa so, wie bei den Tuschen von Ranko Kizaki, die mit einigen eindrucksvollen kalligraphischen Arbeiten ebenfalls in der Ausstellung vertreten ist.

Aya Swoboda, deren zylinderförmige Arbeiten im Schaufenster der Galerie stehen, macht sich die Transparenz von Acrylglas zu Nutze und baut daraus Bildträger, die sie mit leuchtenden Farben bemalt.

Neu sind die Arbeiten der Künstlerin, die mit dem Namen AtmA signiert. Sie präsentiert flächige, abstrakte Kompositionen, bei der sie offensichtlich mit der raumschaffenden Wirkung von Farbkontrasten spielt. Dabei achtet sie darauf, dass bei den einzelnen geometrischen Formen die menschliche Hand kenntlich bleibt.

Ähnlich spielerisch geht Thomas Palme mit der Eigenwirkung von Farbkontrasten um. Aus schwarzen Verlaufsformen vor einer Fläche mit hellen, leuchtenden Farben entwickelt er je nach dem Menschengruppen oder Segelschiffe, die sich von den Farben wie Schattenrisse plastisch abheben und frei im Raum zu schweben scheinen.

Schwebende Strukturen beherrschen auch die Bilder einer weiteren Kunstschaffenden. Hierbei sind die Farben allerdings auf die Grauwerte der Zeichnung reduziert. Wie aus den tiefen Schichten des Unbewussten schweben die komplexen Schraffuren in den Bildern von Linde Ross an die Oberfläche. Eine Kalligraphie für zwischenmenschliche Beziehungen könnte man annehmen, wenn man die Titel ihrer Bildzyklen liest, die ebenso wie die Zeichnungen psychologisch aufgeladen sind.

Der Tanz ist eine Inspirationsquelle, der sich Margot Reding-Schroeder verschrieben hat. Ihr künstlerisches Schaffen, so sagt sie, sei ein Versuch, „malend oder zeichnend den Menschen, unser Sein, hinter der anschaulichen Sichtbarkeit zu ergründen.“ Bei den Tanzimprovisationen, die sie beobachtet, findet ein steter „Wechsel zwischen Kontrolle und Loslassen, Übung und Spiel statt“. Ähnliches vollzieht sich auch in ihrer Malerei, wo Materialspuren, Strichqualitäten den Entstehungsprozess für den Beschauer veranschaulichen, und jedes Bild auf diese Weise gleichzeitig Werden und Resultat darstelle.

Text: Dr. Helmut Orpel

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• 22. Juli 2020

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