Galerie Böhner seit 1995

2. AUSSTELLUNG
ZUM 25. JUBILÄUM

20.06. – 05.09.2020

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung


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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

zu den im wahrsten Sinne des Wortes profilierten Bildhauern der Galerie Böhner hier in Mannheims Schwetzinger Strasse gehört der im hessischen Hofheim lebende Bernhard Hossner, dessen Skulpturen uns sowohl im Fenster als auch im Eingangsbereich der Ausstellung in Empfang nehmen. Unverkennbar ist deren Form. Papierschiffchen, wie wir sie aus unbeschwerten Kindertagen kennen. Scharfkantig, von geschickten Fingern gefaltet, schwimmfähig auf sommerlichen Teichen oder in der Badewanne. Hier allerdings in einer Pappelholzversion. Dabei fällt auf, dass trotz des schweren Materials, das Hossner hier verwendet, höchstwahrscheinlich durch die Form bedingt und durch den zart lasierenden Farbauftrag, das Gefühl der Leichtigkeit entsteht.

Schweres in Leichtes zu verwandeln, aber auch umgekehrt, ist eine Herausforderung für jeden Künstler und für jede Künstlerin. Das es hierzu eine ganze Menge verschiedener Ansätze gibt, kann man einmal mehr bei diesem zweiten Teil der Jubiläumsausstellung „25 Jahre Galerie Böhner“ in der Schwetzinger Straße bewundern. So bei dem niederländischen Fotografen Wil Westerweel, der mit seinen bühnenartigen Interieurs den Blick auf sich zieht. Hier ist es besonders die dramatisierende Lichtführung. Man spürt die Enge der kleinen Dorfkirche, die gedrückte Stimmung, die nicht nur durch die niedere Decke vermittelt wird, sondern auch durch das Timbre, das aufgrund der erzeugten Lichtstimmung entsteht.

Hell und lichtdurchflutet scheinen dagegen die Objekte von Yuko Akiya aus Japan. Sie wirken durch die Vielfalt ihrer Formen wie Assemblagen unterschiedlichster Elemente, die Dynamik vermitteln. Hier noch hervorgehoben durch ein hölzernes Pferd, das in anmutigem Trab durch die Szene schreitet – gewissermaßen ein Kontrapunkt in Gestalt des Ready Made. Wer das Schaffen von Yuko Akiya verfolgt, weiß, dass sie ursprünglich vom Ikebana, der japanischen Blumensteckkunst kommt. Diese Kunst hat ursprünglich sehr viel mit der japanischen Philosophie zu tun, die dieses blühende Material als eine Art künstlerische Installation im Raum interpretierte.

Yuko Akiya ist nicht die einzige Kunstschaffende, die in den zurückliegenden Jahren regelmäßig bei Böhner ausgestellt hat. Die Verbindung zwischen japanischer Kunst und europäischer ist hier gewissermaßen ein Markenzeichen der Ausstellungsmacher und so dürfen auch in der Jubiläumsausstellung diese Positionen nicht fehlen. Neben Akiya ist dies Kazuhiro Shimoda mit eindrucksvollen Streifenbildern, die zwischen Abstraktion und Impression angelegt sind. Dabei entstehen eindrucksvolle Seherlebnisse von Landschaften aus unterschiedlichen Perspektiven, die nebeneinander gelagert sind.

Hiroshi Yamazoe erfreut die Besucher der Ausstellung ebenfalls regelmäßig mit neuen Arbeiten. Die in der aktuellen Ausstellung sind vom spätimpressionistischen Stil Claude Monets geprägt, von den Seerosenbildern seines Gartens in Giverny und von den Sonnenuntergängen. Dabei verwischen die Grenzen zwischen der Landschaftsdarstellung, dem Farbeindruck und dem Informel total.

Der westlichen Moderne ist auch Chisako Tayama zugeneigt und beeindruckt durch eine sehr spontane Tripple-Art Technik, durch die bildnerischer Zufall und bewusste Gestaltung miteinander verwoben werden.

Sehr interessant sind in der Jubiläumsausstellung bei Böhner vor allem auch die Arbeiten von Yuko Horie, die sich der traditionelle Technik des Keramikbrandes (Kutani) bedient. Die Kutani Glasur, die sie so meisterhaft beherrscht, gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert. Charakteristisch für diese Technik, deren Namen sich von einer japanischen Provinz herleitet, sind die starken hell-dunkel Kontraste, welche die Figuren und Ornamente auf den Kacheln sehr plastisch hervortreten lassen.

Ranko Kizaki orientiert sich ebenfalls an der japanischen Kunsttradition, die vor allem aus drei Quellen schöpft, nämlich der Kalligraphie, der Musik und der Poesie. Diese drei Künste musste jeder Edle beherrschen, bevor er überhaupt an eine Karriere in der japanischen Gesellschaft denken konnte. Mehrere kalligraphische Arbeiten von Ranko Kizaki runden somit ganz konsequent den Bereich japanische Kunst in der Jubiläumsausstellung ab.

Einen krassen Gegensatz zu der ruhigen Stimmung, die von den japanischen Keramiken und Kalligraphien ausgeht, bilden die dynamischen, stark gestisch akzentuieren Werke von Bodo Hirsch. Hirschs Bilder haben keine thematische Intention. Um einfach erfassbare Inhalte geht es dem Künstler dabei nicht. Seiner Meinung nach wird es sowieso nichts mit einem Bild, wenn es allzu eng mit einem Thema verhaftet bleibt. Ein Bild sollte, so das Credo des Künstlers, der Phantasie des Betrachters Raum bieten und das ist nur möglich, wenn der Entwicklungsprozess des Werkes an diesem selbst erfahrbar wird. Der Malprozess bleibt im vollendeten Bild sichtbar. Das macht die Spannung aus.

Ebenso appelliert Annemarie Rudolph mit ihren Flusslandschaften an die Phantasie des Betrachters. Dabei setzt sie im Gegensatz zu Hirsch ganz auf die Reduktion, denn der Duktus konzentriert sich ganz auf das Wechselspiel zwischen der Malfläche und dem Bildgeschehen. Auf diese Weise entsteht eine wundervolle Spannung.

Die der Reduktion entgegengesetzte Strategie wendet Juliette Haag bei ihren Arbeiten an. Bei ihr verschmelzen die Figuren regelrecht mit den intensiv leuchtenden Hintergrundfarben. Die dunklen Rahmen ihrer Werke, die an Leuchtkraft kaum zu überbieten sind, schaffen eine Art Guckkasteneffekt für den Betrachter.

Auf eine völlig andere Weise und mit ungewöhnlicherem Material erreicht Thea Bayer-Rossi diesen über mehrere Schichten hinweg angelegten Verschmelzungsprozess. Sie arbeitet dabei mit farbigem Plexiglas, das sie in organische Formen schneidet. Diese Formen, die farblich verschieden und unterschiedlich bedruckt oder bemalt sind, liegen so übereinander, dass sich das Gesamtbild aus der Transparenz ergibt.

Gerlinde Belz-Küpper erreicht diesen Eindruck auf eine eher klassische Weise. Sie arbeitet mit verschiedenen Drucktechniken, die sie auf hochwertigem Papier kombiniert. Durch die Überlagerung unterschiedlichster Strukturen entsteht dabei eine intensive räumliche Wirkung, eine Art Labyrinth, in dem der Betrachter auf Entdeckungsreise gehen kann.

Der Schwerpunkt des zweiten Teils der Jubiläumsausstellung, so könnte man aufgrund der bisherigen Aufzählung feststellen, liegt also besonders beim Thema „Wirkung der Form“ und diesmal weniger auf den erzählerischen Akzenten. Aber natürlich wäre das nur eine oberflächliche Betrachtung, denn selbstverständlich spielen auch bei den bisher genannten Werken narrative Aspekte eine Rolle. Bei den folgenden Künstlern denke ich aber, dass hier der erzählerische Gestus deutlicher im Vordergrund steht, so bei Peter Jaruszewski. Er nimmt seine Betrachter auf eine Städtereise mit. Lissabon beispielsweise mit der charakteristischen Straßenbahn erlebt hier eine besondere malerische Behandlung. Flächig ornamental und stark rhythmisierend stellt er diese Stadt dar, sodass nicht nur die visuelle Dimension, sondern auch die Dynamik spürbar wird.

Andere Künstler in der Ausstellung sind stärker in stilistischen Traditionen des 20. Jahrhunderts eingebunden, so Waltraud Gemein. Deutlich wird in ihren Arbeiten das Vorbild vieler Surrealisten, Salvador Dalí. Sehr charakteristisch sind hier vor allem die fließenden Formen, die wir in diesem Jahr schon bei Böhners Ausstellung im Bechtle IT-Systemhaus in der Mallau bewundern konnten. Mit dieser Art von Fluss wird sowohl Bewegung als auch Zeit in einem Bild erfahrbar.

Auch die Schweizerin Lucette Senn verleitet zu narrativen Assoziationen, obwohl die Konturen der Frauenfigur und der sie umgebenden Landschaft flüchtig skizzenhaft angedeutet sind. Umso geheimnisvoller ist allerdings die Bildwirkung, die der Phantasie des Betrachters viel Raum lässt.

Text: Dr. Helmut Orpel


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• 14. Mai 2020

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