GALERIE BÖHNER – seit 1995

JUBILÄUMSAUSSTELLUNG

02.05. – 30.08.2015

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung

 

Jubi

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20 Jahre Galerie Böhner : Ästhetische Positionen aus aller Welt – Teil 2

Im vergangenen März eröffneten wir hier in der Galerie den ersten Teil der Ausstellungsreihe der Galerie Böhner zum 20jährigen Bestehen. Zu sehen waren damals schwerpunktmäßig figurative und erzählerische Tendenzen aus der reichen Auswahl der Galeriekünstler. Bei der heutigen Auswahl stehen Abstraktionen im Vordergrund. Bevor ich auf die einzelnen Künstler eingehe, gestatten sie mir zunächst ein paar Worte der Gratulation zu diesem gelungenen Galerieprogramm, das nun seit mehr als zwei Jahrzehnten anziehend für Künstler, Kunstliebhaber und auch Käufer wirkt.

Festzustellen ist, dass sich seit der Gründung der Galerie nicht nur die Kunst, sondern auch die Kunstproduktion und der Vermarktung radikal verändert hat. Claus Peter Böhner-Fery und Gerold Maier, die beiden Galeristen, haben auf diese Veränderungen adäquat reagiert und Konzepte entwickelt, die tragfähig waren und den Bestand des Unternehmens bis heute sicherten.

Als sie im Juli 1995 in der Heidelberger Akademiestraße 1 ihre Galerie „A1“ eröffneten, war der Kunstmarkt noch klar strukturiert: Es gab Künstler, die Kunst produzierten, Galerien oder Kunsthandlungen, die Kunst verkauften und – damals wohl mehr als heute – aufgeschlossene Kunstkäufer, die Spaß an der neuen Kunst hatten und bereit waren, dafür in Galerien Geld auszugeben. Seit dieser Zeit ist allerhand passiert, was den Galerien zur Konkurrenz geworden ist. So sind zum Beispiel durch die Entwicklung der digitalen Fotografie und der neuen Drucktechniken Möglichkeiten entstanden, anspruchsvolle, preislich günstige Kunstdrucke zu produzieren. Die Bauhäuser und Möbelmärkte eröffneten im Zuge dieser Entwicklung ganze Abteilungen mit Reproduktionen von Werken angesagter Künstler und bedienten so Käuferschichten, die vorher bei Galeristen eingekauft hatten. Auf der anderen Seite gab es immer mehr Künstler, die ihre Vermarktung selbst in die Hand nahmen und dabei nicht den Umweg über die Galerien gingen.

Auch Claus Peter Böhner-Fery und Gerold Maier gingen als freischaffende Künstler diesen Weg und gründeten eine Produzentengalerie für ihre eigenen Arbeiten. Gerold Maier stellt auch heute noch erfolgreich aus, wohingegen sich Claus Peter Böhner-Fery ganz auf das Galeriegeschäft und den Ausstellungsbetrieb konzentrierte. Von ihren eigenen Bemühungen her kannten die beiden damals die Schwierigkeiten als relativ unbekannte Künstler weiterzukommen. Somit wurde die Galerie A1 zunehmend zum Anlaufpunkt auch für andere Künstler.

Als nächster Schritt in der Firmenentwicklung erfolgte im Jahr 1996 die Übersiedlung von Heidelberg nach Mannheim. In der Schwetzinger Straße 91, wo sich die Galerie heute wieder befindet, waren Galerieräume frei geworden, die günstig lagen und auch von den Kosten her interessanter als die in Heidelberg waren. Also wurde beschlossen, dort einzuziehen und in der bisherigen Form mit zwei bis drei Malern und einem oder zwei Bildhauern pro Ausstellung fortzufahren.

Neue Wege ging die Galerie zwei Jahre später. 1998 ergab sich die Möglichkeit, im Signal Iduna Business Tower zusammen mit einem erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen ein neues Konzept zu verwirklichen. Diese Firma stellte dabei ihre Immobilie als Ausstellungsräume zur Verfügung, die Galerie organisiert dort fachkundig kuratierte Ausstellungen unter ihrer eigenen Regie und mit eigenem Logo. Sie verstand sich dabei nicht als Zulieferer des Unternehmens, sondern als In-House-Gallery mit eigener Konzeption, was auch so von der Unternehmensleitung akzeptiert wurde.

Die Zusammenarbeit klappte über die Jahre hinweg sehr gut und lies sich sogar weiterentwickeln, sodass bald noch ein weiteres Unternehmen an einem anderen Standort, nämlich das Bechtle IT Systemhaus auf der Mallau in Mannheim, an der Zusammenarbeit mit Böhner Interesse zeigte.

Was Böhner und Maier an dieser neuen Aufgabe besonders reizte, waren die unterschiedlichen Raumkonzepte der beiden Häuser. Waren die Fluchten im Signal Iduna Tower relativ schmal, boten die weiten, offenen Räume von Bechtle Platz für große Bilder.

Neben diesen unterschiedlichen Raumkonzepten war auch die Erkenntnis, dass Kunst unter die Leute gebracht werden muss, ausschlaggebend für die Auslagerung des Galeriebetriebes. In den öffentlich zugänglichen Räumen bei Bechtle und am Bahnhof sehen viele hundert potenziell Interessierte die ausgestellten Kunstwerke. In die Galerie kommen dagegen nach den Vernissagen weit weniger. Es gibt doch immer noch große Schwellenängste.

Seit 2002 beteiligt sich die Galerie auch an internationalen Kunstmessen, die in der Regel für sich selbst vermarktende Künstler als Ausstellungsorte und Foren verschlossen bleiben. Aber selbst wenn Künstler bei diesen Messen die Möglichkeit zum Ausstellen haben, ist eine solche Aktion doch mit einem ziemlichen Aufwand an Kosten und Infrastruktur verbunden. Der Service, der mit der Messebeteiligung zusammenhängt, wird von der Galerie Böhner geliefert. Dieser Service reicht vom Standaufbau, der Kundenberatung, der Herausgabe eines eigenen Messekatalogs bis hin zur Beleuchtung und der Hotelreservierung. Auf diese Weise konnten zahlreiche Künstler an Kunstmessen in Strasbourg, Dornbirn, Salzburg, Innsbruck, Bozen, Berlin und Rotterdam teilnehmen und ihre Werke einem internationalen Publikum zeigen.

Trotz dieser auf der Hand liegenden Vorteile, wurde der Gedanke an eine Galerie außerhalb des Kooperationskonzeptes mit den beiden Weltunternehmen in Mannheim nicht aufgegeben und als die Räume in der Schwetzinger Straße nach vielen Jahren wieder frei wurden, zogen Böhner und Maier erneut hier ein, bauten um und verwirklichten dort die Idee von speziellen Ausstellungen und Sonderschauen, die parallel zu denen in den beiden großen Häusern stattfinden.

In diesen Räumen befinden wir uns hier und sehen den zweiten Teil der Jubiläumsausstellung, der im September noch ein dritter Teil folgen wird.

Im diesem zweiten Teil dieser ganzjährig andauernden, rhythmisch wechselnden Jubiläumsausstellung liegt der Schwerpunkt eindeutig auf den abstrakten Tendenzen in der Malerei.

Abstraktion: dieser Begriff kann in der Kunst ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Dies machen die Arbeiten von Viktor Majdandzic deutlich, dessen Bilder sich vor den Augen des Betrachters auf unterschiedlichen Ebenen entwickeln. Diese Entwicklung findet ihren Ausdruck in den sich überlagernden, transparenten Schichten. Auf diese Art entsteht eine bildnerisch umgesetzte Wechselbeziehung zwischen den durch den menschlichen Verstand vollzogenen Rationalisierungsprozessen, die zu exakten geometrischen Formen führen und der dahinterstehenden Natur, die sich natürlich nicht in diese Formen pressen lässt, sondern stets mehr ist als das, was der Verstand davon erfasst. Majdandzic konstruiert diese beiden Extreme, die in seinen Bildern gegeneinander wirken, bewusst nicht als Gegensatz, sondern eher als ein Durchdringen, oder wie er sagt, als Sedimentschichten, die eine gewisse Analogie zur menschlichen Psyche aufweisen, mit der er sich beruflich auch auf anderer Ebene, nämlich als Kunsttherapeut auseinandergesetzt hat. Jahrelang hat er in seinem Studio in den Niederlanden, wohin der in Jugoslawien geborene Künstler 1969 ausgewandert ist, mit psychisch kranken Menschen gearbeitet und durch die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Wahrnehmungsvermögen inspiriert, in seiner eigenen Kunst Wege gefunden, solch komplizierte Vorgänge auf einfache Weise darzustellen.

Linde Ross kommt auf ganz andere Weise zu ihren komplex anmutenden Bildinhalten, nämlich sehr mathematisch. Was bei ihren Werken zunächst auffällt, ist die Überlagerung von ornamental anmutenden Hintergründen und sauber gezeichneten, über die ganze Malfläche gezogenen Spiralen. Die Art wie sich diese Spiralen formen, unterliegt einer bestimmten Gesetzmäßigkeit, genauer gesagt den Regeln der Zahl Phi, der der mathematische Faktor 1,618…. zugrunde liegt. Entdeckt wurde dieses Prinzip, das sich sowohl beim Wachstum von Pflanzen als auch im goldenen Schnitt nachweisen lässt schon im antiken Griechenland. In der Renaissance wurde jene geheimnisvolle Zahl von dem Mathematiker Leonardo von Pisa, genannt Fibonnacci, wiederentdeckt und in der sogenannten Konkreten Kunst findet dieses Prinzip immer wieder Verehrer.

Von hohem sinnlichem Gehalt sind die Arbeiten der Schweizerin Isabelle Habegger. Ihre Bilder wirken durch die Farbtemperaturen, die ein Gefühl von aufkommender Wärme beispielsweise bei den Frühlingsimpressionen entwickeln. Sie braucht dabei keine Symbole, sondern lediglich die transparente, luftige Wirkung von warmen Tönen.

Auf einer ähnlichen Wellenlänge wie sie liegt Sylva Kanderal, die ausgehend von der Impression den visuellen Eindruck ziemlich auf den Farbeindruck reduziert. Die Farbe ist hierbei ungewöhnlich leicht aufgetragen, sodass es bei ihren Kompositionen scheint als wehe ein Lufthauch durch das mit schleierartig aufgetragenen Farben gemalte Bild.

Bei Dina Kikkert schweben zarte farbige Punkte über einer in hellen Tönen gestalteten Fläche. Dieses auf den ersten Blick zufällig erscheinende Zusammenspiel ist fein austariert und verleiht den Bildern, der auf einer holländischen Insel geborenen Malerin, eine unglaubliche Leichtigkeit.

Dramatisch erscheint dagegen das Farbspektrum in den Werken der Wienerin Rosemarie Bolzer. Auch hier liegen Natureindrücke zu Grunde, die sich im fertigen Bild jedoch bestenfalls erahnen lassen.

Bei Maria Isabel Brandis sind diese naturalistisch gemalten Partien deutlicher und bildbestimmender. Sie bevorzugte bei den hier ausgestellten Bildern Ertöne, aus denen sich Gesichter herauswinden. Symbolbilder für das wahre Leben und für die Malerei gleichermaßen, wo es mit jedem neuen Tag wieder darum geht, Formen zu finden, die im Fluss des Lebens rasch wieder vergehen.

Beobachtet man die Entwicklung der Künstler der Galerie Böhner über die Jahre hinweg, so bemerkt man, was natürlich vollkommen legitim ist, den Wechsel von Techniken, künstlerischen Ideen und Stilisierungen. Auch bei Keike Pelikan kam da einiges Neues dazu. Neben den figurativ ausgemalten Szenen gibt es eine Reihe von Fotografien, die sich erst bei näherem Hinsehen als solche herausstellen. Zunächst muten sie an wie abstrakte Gemälde, dabei sind es Wasseroberflächen, worin sich allerlei Farben spiegeln.

Von Babara Knuth gibt es hier in der Ausstellung eine Reihe von Venedigbildern, die man ebenso als Abstraktionen lesen kann, wobei die unvermeidlichen Gondeln und Karnevalsmasken im Hintergrund bleiben. Im Vordergrund steht der Umriss der Hauptinseln, die sich aus der Lagune erheben und ständig davon bedroht sind, von dieser, im Mahlstrom der Zeit verschlungen zu werden. Für diese Brüchigkeit des Lebens hat die Künstlerin in ihren Reliefbildern eine eindrucksvolle Sprache gefunden.

Eher der figurativen, erzählerisch anmutenden Richtung angehörend sind die Arbeiten von Beate Kulina, die sehr spielerisch Themen aquarelliert, die sie gerade beschäftigen. In diesem Fall sind es Papageien und Tukane, deren unterschiedliche Körper, Farben und Gefieder ihren malerischen Blick herausfordern.

Bei Brigitte van der Borg ist es eher der Blick eines jungen Mädchens, der nach innen gerichtet ist. Die Farben des Hintergrundes erscheinen dabei ambivalent. Dem Betrachter bleibt hier die Deutung überlassen.

Corinne Medina Saludo greift politische Themen auf, Bilder von Demonstrationen und Auseinandersetzungen, Szenen, wie wir sie täglich in den Nachrichten sehen, finden hier Einzug in das Kunstgeschehen.

Die Niederländerin Loes Kouwenhouven ist die einzige Bildhauerin unter den hier präsenten Künstlern. Ihre Bronzen verraten nicht nur eine Könnerschaft, sondern auch einen Sinn für Humor, der ihre Arbeiten durchzieht.

Text: Dr. Helmut Orpel

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• 5. April 2015

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