Keiko Ito 2024

06.04. – 06.05.2024

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung




Einladung ansehen

  • DSC_0277
  • DSC_0278
  • DSC_0312
  • DSC_0280
  • DSC_0281
  • DSC_0282
  • DSC_0283
  • DSC_0284
  • DSC_0285
  • DSC_0286
  • DSC_0290
  • DSC_0293
  • DSC_0294
  • DSC_0297
  • DSC_0298
  • DSC_0299
  • DSC_0300
  • DSC_0307
  • DSC_0308
  • DSC_0310
  • DSC_0279
  • DSC_0314
  • DSC_0315
  • DSC_0316
  • DSC_0326
  • DSC_0334
  • DSC_0335
  • DSC_0336
  • DSC_0342

Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen & Herren,

Glas ist für uns heute ein alltäglicher Werkstoff, der industriell in großen Massen hergestellt wird. Im Mittelalter war das anders. Es gab zwar einfaches, trübes oder grünes Glas, aber erst in Venedig wurde das Verfahren wiederentdeckt, mit dem es gelang, transparentes Glas herzustellen, ein Verfahren, das nach dem Zerfall des Weströmischen Weltreichs in Vergessenheit geraten war.

Als die Venetianer in der Renaissance das Geheimnis der römischen Glasproduktion wiederentdecken, hüteten sie es wie einen Schatz. Nur auf der kleinen Insel Murano in der venezianischen Lagune durften die Glasmacher leben und arbeiten. Es war ihnen verboten, diese Insel zu verlassen. Erst hundert Jahre später gelang es ihren böhmischen Konkurrenten durch geschickte Spione an die Rezeptur des venezianischen Glases zu gelangen und im Böhmerwald eine entsprechende Produktion zu etablieren.

Wie verhält es sich in Japan mit der Glaskunst?

Nach den uns bekannten Quellen gibt es diese erst gegen Ende der Edo Zeit (1603-1868). Nach diesen Quellen war der erste Japaner, der sich mit der Kunst der Glasgravur beschäftigte, Kagaya Kyubei.

Im Jahr 1834, das Jahr, das als der Beginn der Glaswerkstätten in Edo (heute Tokio) gilt, hat Kagaya mit Schmirgelpapier Muster in die Glasoberfläche graviert und somit die Kunst des Facettierens der Glasoberfläche in Japan begründet. Die Muster dafür stammten damals aus England und Irland. Es war also ein europäisches Design, das die traditionellen Handwerkskunst der japanischen Glasmacher prägte.

Bei den Arbeiten von Keiko Ito, die sie hier in der Ausstellung der Mannheimer Galerie Böhner in der Schwetzinger Vorstadt sehen, handelt es sich ebenfalls um Exponate, die von der europäischen Ästhetik beeinflusst sind. In ihrer Vita tauchen diesbezüglich drei Namen auf, die in punkto Glasproduktion für sie Vorbildfunktion haben. Dies sind Baccarat, Daum und Lalique.

Zwei dieser Namen lassen sich in einer französischen Stadt zusammenführen, in der in Lothringen gelegenen Kunstmetropole Nancy. Im Jahr 1764 erteilte der französische König Ludwig XIV. dem Bischof der kleinen Stadt Baccarat die Erlaubnis, eine Glasmanufaktur zu eröffnen. Das gleichnamige börsennotierte Unternehmen existiert bis heute und hat in Nancy seinen Firmensitz. Dort ist auch die Glasmanufaktur der Gebrüder Daum beheimatet, die 1878 gegründet wurde.

Der Glaskünstler René Jules Lalique, dessen feingliedrige, libellenartige Glaskunstwerke zu einem Signe für die Art Deco wurde, lebte in Paris und ließ sich von der dortigen Avantgarde künstlerisch inspirieren, so wie Keiko Ito heute durch die seinen.

Mit dem Verweis auf Lalique und die Pariser Avantgarde wird wieder einmal mehr die Wechselbeziehung bewusst, die zwischen der europäischen und der japanischen Kultur bereits im 19. Jahrhundert bestanden hat.

Ohne den Einfluss, den japanische Künstler damals auf ihre Kollegen in Europa ausgeübt hatten, wäre eine solche handwerkliche Blüte, wie sie in der Internationalen Stilkunst um 1900 in vielen Ländern zu beobachten ist, nicht denkbar. Allerdings profitierte auch umgekehrt der Ferne Osten von diesem Austausch.

So haben wir bereits in der sogenannten Taisho-Periode (1912-1926) künstlerisch geschliffenes Glas als Luxusprodukte des Kunsthandwerks. Diese Periode wird in der Literatur als die des japanischen Modernismus angesehen.

Keiko Ito graviert ihre Glasobjekte mit kunstvollen Gebilden, die den edlen Charakter des Werkstoffes besonders hervorheben. Dabei orientiert sie sich an Naturformen, zum Beispiel an hauchzarten Vogelfedern oder an den filigranen Mustern der Blätter, die in die harte Oberfläche des Glases eingraviert werden.

Sorgfältig achtet die Künstlerin dabei auf die Gesamtstimmung der einzelnen Werke. So sind Größe und Form der Glaskörper, mit denen diese vielschichtigen und feinmaschigen Netze verwoben sind, ebenso ausschlaggebend für die Gesamtwirkung wie die Glasgravur selbst. Durch raffinierte Überlagerungen von mehreren Scheiben erreicht sie eine spannende, dreidimensionale Wirkung, die an Objektkästen denken lässt.

Wie sie auf ihrer Homepage schreibt, graviert sie ihre Motive mit der Hand ein, und zwar so hauchzart, dass sie frei im Raum zu schweben scheinen. Dabei sucht sie über zahlreiche zeichnerische Entwürfe hinweg die für den jeweiligen Glaskörper passende Gravierung.

Für ihre Arbeit fand die Künstlerin internationale Anerkennung. So ist sie Ehrenmitglied der Königlichen Gesellschaft Britischer Künstler. Sie stellte in vielen internationalen Galerien aus, so in Wien, Dubai, Abu Dabi, Paris, London und Genf.

Text: Dr. Helmut Orpel

Katalog ansehen

• 6. März 2024

Comments are closed.

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.