SIGNAL-IDUNA 2018

GALERIE BÖHNER
GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG

24.03. – 30.08.2018

Willy-Brandt-Platz 5, 2. Etage
D-68161 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 9-17 Uhr sowie nach Vereinbarung

 

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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

neben den japanischen Künstlern, die in der aktuellen Frühjahrsausstellung der Galerie Böhner am Mannheimer Hauptbahnhof gezeigt werden, sehen wir einige deutsche im Kontrast. Dabei wurde ein Teilbereich der letzten Herbstausstellung aus bestimmten organisatorischen Gründen um ein weiteres halbes Jahr verlängert. Dominierend ist hier die Fotografie mit den drei Fotografen Matthias Zerb, Gerold Maier und Elke Lehmann.

Matthias Zerb und Gerold Maier betreiben seit Jahren engagiert die Polaroidfotografie und erzielen mit dem ganz besonderen, vor einigen Jahren wiederentdeckten Aufnahmematerial dieser Firma sensationelle Effekte. Dabei sind die Fotografien von Matthias Zerb mit Bedacht durchkomponiert. In den vergangenen Jahren hat Zerb einen präzisen Blick entwickelt für Szenen und Formen. Und so sind seine Bildausschnitte stets sorgfältig gewählt – ob Naturkulisse oder Stadtarchitektur. Andere Motive werden oft kunstvoll arrangiert – Menschen, Objekte, Situationen. Die eingeschränkten Möglichkeiten der analogen Sofortbildkamera fordern die Kreativität des Fotografen heraus. So ist etwa das Format vorgegeben, kein Zoom vorhanden, das Filmmaterial kostspielig, also mit Bedacht zu verwenden. Gerade wegen dieser Restriktionen besticht Zerb’s Instant Photography durch Authentizität: Statt retuschierter Hochglanzbilder sehen wir analoge Unikate. Eine große Rolle spielt dabei auch das Element des Unvorhersehbaren. Je nach verwendetem Filmmaterial können Farbwelten in Magenta explodieren oder charakteristische Bildfehler das Motiv durchziehen. Oft korrespondiert genau das mit der fotografierten Szene und die Einzigartigkeit jedes Polaroid-Kunstwerks wird dadurch unterstrichen.

Wie bei seiner Malerei geht es Gerold Maier bei der Polaroidfotografie nicht darum die Wirklichkeit abzubilden, sondern um etwas Neues: etwas über die Realität Hinausgehendes zu zeigen. Gerade die an Alchemie grenzende Polaroidfotografie bietet dem Künstler hier große Möglichkeiten. Die Umgebung ist dabei immer sehr ausschlaggebend; Temperatur und Lichteinfall beeinflussen die Entwicklung des Fotos. Vieles muss durch das Experiment erfahren werden. Verfälschte Farben und „zerstörte“ Bilder sind hierbei bewußt gewählte Stilmittel. Gerold Maier stellt Bilder nebeneinander, damit sich diese zu einem neuen Bild zusammen setzen oder sich ergänzen. Er zeigt aber auch Einzelbilder, die sehr malerisch wirken, oft sind diese in Schwarz-Weiß ausgeführt. Die Einmaligkeit der Arbeiten steht für Gerold Maier bei seiner Arbeit ganz klar im Vordergrund.

Einen anderen Aspekt der Fotografie hebt Elke Lehmann mit ihren abstrakten Inszenierungen hervor. Die Galerie Böhner hat jetzt den gesamten Nachlass der vor zwei Jahren verstorbenen Künstlerin erworben und zeigt in regelmäßigen Ausstellungen Aspekte aus diesem Werk. Elke Lehmanns Arbeiten erschließen uns, indem sie die Grenzen des objektiv Vorhandenen überschreiten, ein Verständnis für künstlerische Prozesse, die das Ziel verfolgen, den Blick von der sinnlichen Erscheinung ausgehend auf eine geheimnisvolle Metaebene zu lenken, die unsere Objektserfahrung immer begleitet. Der Gegenstand als solches ist nämlich nie isoliert zu sehen, sondern steht immer in einem engen Zusammenhang mit den Gefühlen, die er bei der Betrachtung auslöst. Diese Ebene ist intersubjektiv, denn hier geht es um den sinnlichen Eindruck, den solche rasch vergehende Formen in der Erinnerung hinterlassen. Dabei treffen die Ideen, die dem Umsetzungsprozess vorhergehen und die ganz unterschiedlichen Schwingungen der Stoffe, die Elke Lehmann bei ihren fotografischen Inszenierungen zusammen führt, kongenial in einem Bild zusammen, das dem entspricht, was die Fotografin selbst als die sinnliche Verkörperung ihrer Idee empfindet.

Ganz anders dagegen die Arbeiten von Andrea Flaetgen; hierbei handelt es sich um Malerei. Auch die Bilder von Andrea Flätgen sind den Besuchern der Galerie schon durch unterschiedliche Ausstellungen, wie im vergangenen Jahr durch eine Einzelausstellung in der Galerie Böhner in der Schwetzinger Straße, bekannt. Hier in der Galerie am Hauptbahnhof finden sich Gemälde aus drei Zyklen aus ihrem Schaffen. Die Köpfe aus der früheren Zeit, sowie den Zyklus Bewegungen und die collagenartig aufgebauten Kompositionen aus den letzten Jahren. Andrea Flaetgen arbeitet sowohl abstrakt als auch realistisch, mit bunten, peppigen Farben als auch mit sehr gedeckter und zurückhaltender Farbgebung. Auch bei ihr steht das Experiment im Vordergrund. Sie versucht sich immer wieder aufs Neue mit Materialien, Malgründen und Themen, so dass sich immer wieder Entwicklungen in ihrem Werk nachverfolgen lassen, die Lust auf mehr machen.

Text: Peter Burgas

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• 22. März 2018

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