13 Japanese Artists 2023

15.07. – 04.11.2023

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung


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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

die Malerinnen und Maler, deren Werke Sie heute in der Galerie Böhner in Mannheims Schwetzinger Vorstadt sehen, sind zum großen Teil alte Bekannte. Dass immer wieder neue Werke dieser Künstler aus Japan nach Deutschland kommen, spricht für deren Produktivität. Beeindruckend dabei ist die permanente Weiterentwicklung, so bei Hiroshi Yamazoe. Die Sprache seiner Werke ist die der impressionistischen Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Gemalt wird gegen das Licht, sodass die Konturen verschwimmen. Dadurch erscheint die Farbwirkung intensiver. Die Komposition wurde nicht mehr zentralperspektivisch aufgebaut, sondern wie ein zufällig fixierter Ausschnitt.

Wirken die Bilder, die wir von Yamazoe bisher kannten wie farblich verfremdete „Schnappschüsse“ aus der Natur, erleben wir bei seinen aktuellen eine Metamorphose hin zum informellen Farbenspiel. Dabei entsteht durch die Rhythmisierung ein Spannungsbogen. Dabei dominiert immer ein vielschichtig aufgebauter, in seiner Gesamtwirkung monochromer Grundton.

Durch weite Reisen mit dem Flugzeug, offene Horizonte und urbane Landschaft, wie man sie sich gut in Nordamerika vorstellen kann, lässt sich Hidemi Irie inspirieren. Diese Eindrücke zu vermitteln gelingt, indem die Horizontlinie weit nach unten verschoben ist. Seine Landschaften erscheinen zeitgemäß und realistisch. Keine romantischen Träumereien! Die technische Zivilisation mit ihren Flughäfen und Autobahnen wird hier in einer präzisen, sachlichen und dokumentarischen Art und Weise dargestellt. Programmatisch erscheint diesbezüglich der Blick auf ein parkendes Flugzeug, das gerade be- oder entladen wird. Technische Details, wie Flughafengebäude, Signalanlagen oder Start- und Landbahnen gehören dazu. Es geht um die moderne Landschaft, verändert durch die technischen Möglichkeiten, die sich der Mensch geschaffen hat.

Herrscht bei Irie ein klares, helles Licht, schwebt über den Strandlandschaften Yoshinori Nozakis ein Hauch von Amber. Am Strand oder bei Spaziergängen durch Dünenlandschaften findet er seine Motive. An der Trennlinie zwischen Land und Meer herrscht eine Atmosphäre, welche die Künstler aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen schon immer fasziniert hat. Weite und Einsamkeit, Melancholie! Nozakis Sujets, zum Beispiel die Kinderbilder, verbreiten eine meditative Ruhe. Dabei fokussiert der schweifende Blick wie zufällig Muscheln oder andere Fundstücke, die von den Wellen angespült wurden. So verschmelzen in diesen Darstellungen Landschaftsbilder und Stillleben organisch miteinander.

Traumartige Szenen begegnen uns in den Arbeiten von Yoko Hayashi. Sie lässt der Phantasie freien Raum. Aquarellhafte Durchsichtigkeit und rätselhafte Räume, die bald wie Landschaften erscheinen oder Städte regen die Phantasie des Betrachters an.

Zur jüngeren Generation der japanische Künstler gehört Tomohiro Mae, dessen Landschaften von Eiern durchzogen werden. Diese Wechselspiele zwischen Impression und Verfremdung haben biographische Bezüge. Sie sind die Spuren seiner Wanderung zu sich selbst. Das Ei versteht er, wie auf seinem Linkedin Profil schreibt, als eine Art Selbstporträt.

Seit mehr als zwanzig Jahren male ich Bilder mit Eiern in der Landschaft. Ich wählte das Ei als Motiv, denn wenn ich bisweilen durch fremde Städte gehe, komme ich mir tatsächlich so vor wie ein Ei, das durch die Straßen marschiert. Schon in der Kindheit habe ich sinnliche Gewissheit und Täuschung miteinander verbunden. Für mich ist die Täuschung die Quelle der Vorstellung. Deswegen sollen die Eier auch besonders realistisch wirken.

Zwei völlig verschiedene Ebenen begegnen sich hier und befördern die Erkenntnis, dass in der wirklichen Welt die Täuschung oft sehr viel realistischer erscheint als die sinnliche Gewissheit.

Eine eher melancholische Grundstimmung meint man in den Arbeiten von Aoko Mitani wahrzunehmen. Sie ist eine akademische Malerin und wurde 1928 in Kyoto/Japan geboren. Schon früh wurde ihr Schaffen mit angesehenen Preisen ausgezeichnet.

In ihren Bildern hat sie eine sehr einfühlsame Bildsprache entwickelt, die den Betrachter emotional anspricht. Auf den ersten Blick fällt vor allem das besondere Timbre auf. Dabei sind es die gebrochenen, gleichzeitig jedoch transparenten Töne, die zum Träumen einladen. Bei jeder ihrer Arbeiten dominiert ein bestimmter Grundton, ockerbraun oder ein moosig Grün. Meisterhaft beherrscht sie dabei das Wechselspiel zwischen dreidimensionaler und flächiger Wirkung. Auf den ersten Blick dominiert der flächige Eindruck. Große, durch Umrisslinien klar definierte Partien heben sich deutlich vom Malgrund ab. Aber je länger sich der Betrachter auf die Bilder der Künstlerin einlässt, desto vielschichtiger erscheint die Darstellung.

Die Farben in der Natur sind bei Hiroha Odaka auf die Werte reduziert, wie sie die japanische Tusche hergibt. Dabei sind die dunklen Töne sehr reich an Nuancen. Wie bei den uns bekannten Spielarten der Gouache oder des Aquarells entsteht hier die Wirkung im Wechselspiel zwischen dem Pinselstrich und dem Malgrund – hier wertvolles Japanpapier. So zu arbeiten entspricht der traditionellen, von Kunstsammlern in Japan hochgeschätzten Technik, wie sie von alters her gepflegt wird. Allerdings weicht Hiroha durch die perspektivische Art der Darstellung von solchen traditionellen Bildformen ab.

Kazuhiro Shimodas Arbeiten erscheinen manchmal wie ein Aufschrei gegen allzu viel Melancholie, Innerlichkeit und Abgeschiedenheit. Japan ist spätestens seit den 60er Jahren auch ein modernes, westliches Land, das wie Europa und Amerika die Pop Art und den abstrakten Expressionismus kennt und künstlerisch rezipierte. Hier in der Ausstellung der Galerie Böhner ein paar Beispiele aus diesem Bereich, wie Rebirth of Memory, das wie eine Art Farbenrausch erscheint. Was für den Künstler spricht, ist dabei die Sicherheit, mit der er die Kontrolle über die so spontan erscheinende Komposition behält. Beobachten Sie, mit welchem Feingefühl er die Farben wechselseitig in Schwingungen versetzt.

Kann man zwischen den Arbeiten all dieser Künstler unterschiedliche Verbindungslinien ziehen, gibt es in dieser Ausstellung auch Arbeiten, die sich weder der Technik noch von der Intention her irgendwelchen Grundrichtungen zuordnen lassen.

Zum einen handelt es sich dabei um die surrealistischen Gemälde von Funeto Karashima. Ihre Gemälde zeugen von esoterischen Einflüssen. Ähnlich auch bei Moe Watanabe. Hier sind es die reliefartige Wandobjekt. Und hinter Materialkollagen und filigranen Drahtgittern erscheint die Malerei von Akemi Higa im Hintergrund.

Hohes technische Können verlangen die hochprofessionellen Arbeiten von Keiko Ito. In den Glasarbeiten der Jugendstilkünstler Lalique und Gallé fand sie Vorbilder für ihr eigenes künstlerisches Schaffen. Sie graviert das Glas mit kunstvollen Schraffuren, die den edlen Charakter des Werkstoffes besonders hervorheben. Dabei orientiert sie sich an Naturformen, zum Beispiel an hauchzarten Vogelfedern oder an den filigranen Mustern der Blätter, die in die harte Oberfläche des Glases eingraviert werden. Sorgfältig achtet sie dabei auf die Gesamtstimmung der einzelnen Werke. So sind Größe und Form der Glaskörper, in die diese feinmaschigen Netze eingewebt wurden, ebenso ausschlaggebend für die Gesamtwirkung wie die Glasgravur selbst, bei der durch raffinierte Überlagerungen spannende, dreidimensionale Wirkungen entstanden sind.

Text: Dr. Helmut Orpel

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• 1. Juni 2023

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