Bechtle 2020

SAMMLUNG & GALERIE BÖHNER
GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG

20.05. – 30.09.2020

Besselstraße 20-22
D-68219 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 9-17 Uhr
sowie nach Vereinbarung

 

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Meine sehr geehrten Damen und Herren,

unterschiedliche Stilrichtungen treffen in der Frühjahrsausstellung der Sammlung & Galerie Böhner in der Mallau aufeinander. Insgesamt handelt es sich um die Werke von 14 Künstlerinnen und Künstlern. Es gibt sowohl Skulpturen und Plastiken als auch Malerei, Graphik und Collagen zu sehen. Die Werke sind auf den drei Etagen des weitläufigen Kunsthauses harmonisch gruppiert, sodass der Gang durch die Ausstellung zu einem ästhetischen Erlebnis wird.

Im Erdgeschoß beginnt die Reise durch die Welt der zeitgenössischen Kunst mit den Arbeiten von Ulrich Kälberer. Der Maler aus Stuttgart ist mit einer Reihe ungewöhnlicher Stadt- und Landschaftsszenen präsent, bei denen vor allem die Lichtstimmung ins Auge fällt. Er bevorzugt für seine Kompositionen regenverhangene Himmel, Dämmerung oder Nachtlicht. Diese Lichtverhältnisse sind von jeher eine besondere Herausforderung für einen Maler, die Kälberer durch sein technisches Können spielend bewältigt. Durch die Höhung bestimmter Partien mit knallweißen Flecken treten die Gebäude mit harten Konturen besonders hervor und ziehen so den Betrachterblick geradezu magisch an.

Andrea E. Srokas Bilder hingegen sind mehrdimensionale Collagen. Dabei dient das Acrylglas nicht nur als Schutz, sondern als zusätzliche Bildebene, die innerhalb ihrer Collagen eine kompositorische Funktion einnimmt. Dadurch entstehen geheimnisvolle, vielschichtige Räume, Treppenhäuser, Interieurs oder Straßenszenen, die sich vor den Betrachteraugen in verschlungene Labyrinthe verwandeln.

Solche geheimnisvollen, rätselhaften Momente erlebt man hier in der Ausstellung an mehreren Stellen, wo sich durch die vom Maler geschaffene Blickführung im Bild eine neue, ungewohnte Sicht auf die Welt ergibt, so im oberen Stockwerk:
Wie auf einem riesenhaften Insekt reitend erlebt hier der Betrachter die Umkehr seiner Perspektive in das geheimnisvolle Universum der Kleinstlebewesen. Die entsprechend farbintensiven Arbeiten stammen von Peny Manavi, einer Künstlerin, die in Griechenland geboren ist.

Im unteren Foyer des weitläufigen Gebäudekomplexes finden wir die Arbeiten von zwei Bilderhauern. Zum einen sind die Bronzeplastiken von Grit Berkner zu sehen. Diese wirken klassisch modern und zeichnen sich durch die Konzentration auf das Wesentliche aus. Die Portraitplastiken wirken sehr sinnlich. Der Blick ist nach innen gekehrt und in dieser sinnierenden Haltung strahlen sie eine überzeitliche Ruhe aus.

Die Plastiken von Steffen Ahrens hingegen wirken formal aufgelöster. Sie erinnern ein wenig an die Figuren von Wilhelm Lehmbruck, der zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Figur in Richtung Expressionismus hin auslöste. Ahrens sieht offensichtlich in Lehmbruck ein Vorbild und hat die Arbeiten dieses renommierten Bildhauers während seines Studiums an der Burg Giebichenstein, einer renommierten Ausbildungsstätte in der Nähe von Halle an der Saale, genau studiert, wie frühe Werke von ihm zeigen.

Neben den Vollplastiken von Ahrens gibt es auch figurative Reliefs und Kompositionen, die an kultische Gegenstände fremder Ethnien erinnern, in der Ausstellung.

Joachim Hell, dessen Arbeiten auf unterschiedlichen Etagen im Haus der Sammlung & Galerie Böhner anzutreffen sind, bezaubert den Betrachter mit seiner sehr farbintensiven Malerei, die in einem lichtdurchdrungenen, heiteren Stil gehalten ist.

Dabei fällt das Zusammenspiel zwischen dem farblich vielschichtig angelegten Hintergrund und den figurativ anmutenden Zeichnungen auf. Bei der Auswahl der Werke, die der Künstler hier getroffen hat, überwiegt das quadratische Format, das an sich sehr statisch wirkt. Durch die Dynamik der Zeichnungen und die intensive Farbgebung wird diese Statik jedoch wirkungsvoll aufgebrochen.

In den Fluren, die sich an das Foyer anschließen, begegnen wird eindrucksvollen figurativen Arbeiten von Manuela Lutz.

Ihre Werke waren schon des Öfteren in Mannheim zu sehen. Die Künstlerin beeindruckt vor allem durch ihre kraftvollen zuweilen an Zeichnungen erinnernde Akte, die regelrecht aus den informell angelegten monochromen Grundflächen herauszuwachsen scheinen. Im Laufe dieses Prozesses verdichten sich diese Skizzen zu Figuren, die durch die besonders betonten Linien eine starke Kontur erhalten.

Neu im Spektrum der hier ausstellenden Künstler ist der Maler Alfred Maurer. Besonders auffallend hier die pastos modellierten filigranen Ähren, die sich von den transparent erscheinenden Hintergründen wie Reliefs abheben.

Den Gegensatz zu diesen farblich zart angelegten Arbeiten bildet das intensive Kolorit von Anna Wodes Werken. Auf den ersten Blick erscheinen diese Kompositionen spontan, von einem kräftigen Pinselduktus durchzogen und sehr dynamisch. Die besondere ästhetische Wirkung entsteht durch die hohe farbliche Dichte. Unterschiedliche Skalen der warmen oder kalten Töne sind hier sorgfältig aufeinander abgestimmt.

Die Bilder der in Belgien geborenen Malerin Shobhana Tyroller sind als „Innere Reisen“ zu verstehen. Besonders die Aquarelle mit ihrem lichtvollen Farbauftrag vermitteln diesen Eindruck. Fein und transparent ist hier die Komposition angelegt, so dass man besonders bei ihren blau- und türkistönigen Arbeiten – die Übergänge sind hier nahezu unmerklich – in einen unbegrenzten Raum hineinschaut, der der Phantasie keine Grenzen setzt.

Die Schweizerin Lucette Senn hat einen ähnlichen Stil entwickelt. Sie führt den Betrachter ebenfalls gerne in geheimnisvolle Traumlandschaften, die in leichten Pastelltönen daherkommen und so wirken als sehe man sie durch ein Kaleidoskop.

Uta Heiland wendet unterschiedliche Techniken an, um den Farbauftrag spannungsvoll zu inszenieren. Störende Elemente wie beispielsweise brüchig erscheinende Schwarztöne, um die allzu glatte Erscheinung zu durchbrechen und dem Bild auf diese Weise Spannung zu verleihen, werden hier ganz bewusst eingebracht.

Geht es den vorher genannten Künstlerinnen und Künstlern im besonderen Maße um die Farbe, die Stimmigkeit der Abstufungen, um die Transparenz oder Undurchlässigkeit des Farbauftrags und deren Wechselwirkungen aufeinander, so möchte ich am Ende des Vortrags auf zwei Kunstschaffende eingehen, für die die Linienstruktur wesentlich ist:
So auf Hans-Dieter Krohne: Seine Arbeiten sind von der Op-Art inspiriert, einer Stilrichtung, die sich parallel zur Pop-Art in den sechziger Jahren entwickelt hat und deren bekanntester Vertretern Victor Vasarely ist. Diese Kunstrichtung befasste sich mit der visuellen Wahrnehmung an sich und entwickelt aus den gewonnenen Erkenntnissen frappierende Bildkonzepte. Mit den Mitteln der Zeichnung führt uns Krohne vor, wie leicht sich das Auge täuschen lässt. Mittel zum Zweck ist hier die auf schwarzem Untergrund akribisch ausgeführte Zeichnung, wofür er ausschließlich farbige Tuschen und Schablonen verwendet, die er selbst entwickelt hat.

Sorgfältig ausgeführte Tuschezeichnungen begegnen uns auch in der oberen Etage. Dort befinden sich nämlich die Arbeiten von Margit Rimpl. Bei den hier ausgestellten Arbeiten handelt es sich um fein aufgetragene Ornamentzeichnungen, die irgendwie an die illuminierten mittelalterlichen Buchhandschriften erinnern, die in den Skriptorien der Klöster entstanden sind. Wie diese strahlen auch die Arbeiten der am Bodensee lebenden Künstlerin eine sakrale Würde aus.

Text: Dr. Helmut Orpel


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• 15. Februar 2020

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