04.11. – 29.12.2023
Meine sehr geehrten Damen & Herren,
Christina Pleyer hat in der Zeit zwischen 2014 und heute ein künstlerisches Oeuvre entwickelt, das spontan und unmittelbar beim Publikum verfing. Dieser Erfolg bestärkte sie und es entstand im Laufe dieser wenigen Jahren ein umfangreiches Konvolut, das unterschiedliche Themen erfasst. Daraus sehen Sie heute hier in der Mannheimer Galerie Böhner in der Schwetzinger Strasse 91 einen kleinen Ausschnitt, vorwiegend die Bilder, die in den abstrakteren Bereich ihres Schaffens gehören. Der Technik dazu hat sie sich zum größten Teil selbst erarbeitet. Erlernt hat die in Österreich Geborene einen handwerklichen Beruf, bei dem es allerdings ebenfalls auf ein hohes Maß an Kreativität ankommt. Heute lebt und arbeitet Christina Pleyer als bildende Künstlerin in Esslingen.
Schon zu Beginn ihres künstlerischen Weges hatten Galerien an Christina Pleyers Arbeiten Interesse. So hatte sie bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt vielbeachtete Ausstellungen im Weingut der Stadt Stuttgart und in ihrer Heimatstadt Esslingen. Auf Ausstellungen in New York war sie vertreten, in Miami Beach und in Venedig. Sogar auf der Art Basel im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes und auf der Art Karlsruhe war sie bereits mit der Galerie Böhner dabei. Selbst in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá waren ihre Arbeiten zu sehen, und jetzt also bei der Galerie Böhner im Rahmen einer Einzelausstellung in Mannheim.
Die große Resonanz beim Publikum gab ihr von Anbeginn an Auftrieb und Bestätigung. Christina Pleyer ist eine Künstlerin, die mit ihrer Kunst ankommt, weil sie darin aufgeht. Was sie tut und was sie darüber in den verschiedenen Interviews im Internet sagt, klingt authentisch.
Ihr Arbeitsmaterial ist weder herkömmliche Malerfarbe noch Leinwand. Was ihr Kunstwollen zum Ausdruck bringt, sind die Farben des Laserdrucks. Deshalb hat sie sich ganz bewusst für das Medium der Fotografie entschieden, das sie auf ganz spezielle Art und Weise handhabt.
Die Lust am Experiment begleitete die bildende Kunst seit je, erst recht, wenn es dabei um solch komplexe Medien wie die Fotokamera geht, die sich wunderbar dazu eignen, Experimente zu machen. Gesteigert wird diese Experimentierfreude in der Zeit der Digitalkamera, deren Möglichkeiten man idealerweise noch mit dem Computer erweitern kann.
Christina Pleyers Mentor und Lehrer, Andreas Martin, bei dem sie Kurse besuchte, ermuntert sie geradezu zum Experiment und ihr diesbezüglicher Umgang mit dem Medium begeisterte ihn, wie er bei einer im Internet wiedergegebenen Laudatio deutlich machte.
Bei ihren Experimenten nutzt sie eine Qualität der Fotografie, die im Laufe von deren Entwicklungsgeschichte immer feiner austariert wurde, nämlich bewegte Bilder festhalten zu können, ohne dass diese dabei erstarren.
„In ihrer Kunst hat Christina Pleyer beispielsweise eine Schallschutzmauer der B10 im Vorbeifahren fotografisch festgehalten und präsentiert sie als Bild auf Alu gebürstet“, heißt es in einem Zeitungsartikel über sie.
Hier gibt uns der Autor dieser Zeilen noch einen weiteren Hinweis zum Verständnis der Arbeiten; die Sie hier in der einfühlsam angeordneten Schau sehen: Was der Künstlerin neben der Entwicklung der fotografischen Technik zusätzlich entgegenkommt, ist die Entwicklung der Drucktechniken. Diese Entwicklung machte es möglich, mit leuchtenden Laserfarben auf außergewöhnliche Trägermaterialien zu drucken.
Indem Christina Pleyer bewusst neue Techniken der Bildproduktion nutzt, stellt sie sich in die Tradition der Pop-Art, die in den sechziger Jahren mit dem Siebdruck, der in der damaligen Kunst neuwertig war, und der Polaroid-Kamera, die Grenzen zum Design aufhob und so ein künstlerisch ein positives Bekenntnis zur modernen Lebenswelt artikulierten.
Die Künstlerin bedient sich der Fotografie auf eine Art und Weise, die bewirkt, dass das, was hier in Form gebracht wird, die Dimension unserer herkömmlichen Wahrnehmung erweitert.
Belangloses, so könnte man folgern, verwandelt sich unter ihrer Regie in höchst Bildwürdiges von geheimnisvoller, bisweilen sogar erotischer Ausstrahlung. Die Bilder dazu entstehen in Korrespondenz mit dem Betrachter bzw. der Betrachterin in der Fantasie des-oder derselben. Der Ausgangspunkt ist dabei die herkömmliche Fotografie, also die Abbildfunktion des Mediums. Inspirationen, die auf Reisen, bei Begegnungen oder in bestimmten Situationen entstehen, sind hier durchaus von Belang.
Die Spannung entsteht allerdings erst, wenn dieser reale Gehalt aufgebrochen wird. Deshalb arbeitet sie mit Langzeitbelichtungen und/oder Überblendungen. Besonders bei Stadtaufnahmen, wie diese hier in Venedig entstandenen, verschwimmen dadurch die zahlreichen sich bewegende Details zu polychromen Lichtstreifen, sodass sie wie Pinselstriche wirken. Bei den Doppelbelichtungen hat man den Eindruck, man würde in die Körper, die in der Regel als Umrisse oder Konturen erscheinen, hineinschauen. Überraschungseffekte können auf diese Weise mit realistisch lesbaren Elementen kombiniert werden.
Das Trägermaterial, oft reflektierende Flächen, gern auch Metalle, gebürstet oder glatt, sowie transparentes Plexiglas spielt bei der Bildwirkung ebenfalls eine entscheidende Rolle, denn es reflektiert das einfallende Licht und die Bewegungen im Raum um den Bildkörper herum, was durchaus in der Absicht der Künstlerin liegt. Dadurch entstehen zusätzliche Spannungsbögen.
Text: Dr. Helmut Orpel
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