Karashima & Yamazoe 2024

13.01. – 29.02.2024

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung




Einladung ansehen

  • DSC_0800
  • DSC_0804
  • DSC_0810
  • DSC_0811
  • DSC_0816
  • DSC_0817
  • DSC_0820
  • DSC_0821
  • DSC_0824
  • DSC_0825
  • DSC_0826
  • DSC_0827
  • DSC_0828
  • DSC_0830
  • DSC_0832
  • DSC_0836
  • DSC_0839
  • DSC_0844
  • DSC_0846
  • DSC_0848
  • DSC_0849
  • DSC_0850
  • DSC_0854
  • DSC_0861
  • DSC_0867
  • DSC_0876
  • DSC_0878
  • DSC_0880
  • DSC_0881
  • DSC_0882
  • DSC_0883
  • DSC_0888

Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen & Herren,

die Provinz Nagano, woher der Künstler Hiroshi Yamazoe stammt, ist eine sehr gebirgige Region im Zentrum der japanischen Hauptinsel. Ein Teil der Gebirgskette dort trägt den Namen „Die Alpen Japans“. In jener Hochgebirgsregion sind auch die meisten von Yamazoes Bilder entstanden: Eindrucksvolle, leuchtende Gebirgslandschaften, deren Farben auf den Betrachter unwirklich wirken. Bei bestimmten Wetterstimmungen liegt ein Zauber über der Natur, von dem uns Yamazoes Bilder etwas erahnen lassen. Im Stil der französischen Spätimpressionisten malt er seit vielen Jahren aufsehenerregende Szenen aus seiner Heimatregion. Sie wirken trotz ihres relativ kleinen Formats monumental. Daneben entstehen abstrakte, poetische Kompositionen. Diese zuletzt genannten schweben zwischen Impression und Informel. Dabei bleibt vage, ob der Künstler nicht auch hier die Natur zum Vorbild hatte: Die spiegelnde Wasseroberfläche eines versteckten Sees, sowohl das einfallende Licht reflektiert als auch den Blick in das tiefe, glasklare Wasser freigibt.

Für die französischen Impressionisten im 19. Jahrhundert hatte Japan einen ästhetischen Vorbildcharakter. Vincent van Gogh zitierte bildnerisch sogar in manchen seiner Werke japanische Farbholzschnitte und schrieb an seinen Bruder Theo, nachdem er in Arles angekommen war, dass er dort eine Künstlerkolonie nach japanischem Vorbild gründen wolle. Kein Wunder also, dass sich die japanischen Künstler in Europa, vor allem in Frankreich, sehr willkommen fühlten.

Von der Frühzeit des 20. Jahrhunderts bis in die heutigen Tage gibt es einen besonderen kulturellen Transfer zwischen Japan und Europa, für den die Malerei von Hiroshi Yamazoe ein eindrucksvoller Beleg ist.

Auch die stilistischen Mittel, die Hiroshi Yamazoe verwendet, sind an der impressionistischen Malerei geschult. So malt auch er in einem Teil seiner Werke gegen das Licht. Dabei verschwimmen die Konturen der Berge, der Seen und der Vegetation. Ein weiteres Stilmittel, das sich Yamazoe bei den Impressionisten abgeschaut haben mag, ist die Ausschnitthaftigkeit seiner Szenen. Deutlich sieht man dies bei den Flusslandschaften. Die Komposition wirkt hier wie bei „Schnappschüsse“ mit der Kamera, die in einem besonderen Lichtmoment wie zufällig entstanden erscheinen.

Natürlich ist diese scheinbare Zufälligkeit bewusst inszeniert. Dies zeigt sich schon in der sorgfältig auf eine bestimmte Wirkung hin kalkulierten Feinabstimmung der Farbtöne, die sich nicht am lokalen Kolorit orientieren, sondern einer eigenen Bildwirklichkeit geschuldet sind. Morgenstimmungen, bei denen eher die kalten, bläulichen Farben dominieren, Abendstimmungen mit roten Tönen. Je nach dieser besonderen Lichttemperatur wirken die Formen bisweilen klar und plastisch wie im harten Kontrast des Lichts am frühen Morgen, oder verschwimmen wie im Nebel. Yamazoe spielt mit diesen Möglichkeiten wie ein Pianist auf den Tasten seines Instrumentes.

Der Künstler, dessen Werke schon mehrfach auf großen Ausstellungen in Europa zu sehen waren, wurde für sein Schaffen mehrfach, unter anderem in Frankreich, ausgezeichnet.

Fällt die Einordnung von Yamazoes Arbeiten im Kontext des Japanisch-Europäischen Kulturtransfers relativ leicht, zumal auch einige biografische Daten vorhanden sind, ist eine solche Analyse bei den Arbeiten von Funeto Karashima schwerer möglich.

Bei ihrer Kunst kann man sehr leicht einen Zusammenhang zur Esoterischen Kunst herstellen. Die kosmischen Bilder, ein Planetensystem meint man darin zu erkennen, tragen das Ihrige dazu bei. Auch die Farbtöne haben etwas Esoterisches. Aber gibt es in Japan eine solche Tradition? Wir wissen es nicht. Ein anderer Zusammenhang, der bekannter erscheint, erschließt sich uns vielleicht leichter:

Schon im Zusammenhang mit den eingangs hergestellten Verbindungslinien zwischen Hiroshi Yamazoe und dem französischen Impressionismus wurde erwähnt, dass der japanische Farbholzschnitt in der Kunst Japans eine lange Tradition hat. Allerdings war der Farbholzschnitt, der von den französischen Impressionisten so vergöttert wurde, in der Kultur Japans eher ein Randphänomen, das dort bei weitem nicht dieselbe Verehrung erfuhr wie in Europa. Kurt Wiessner in seinem Buch „Ex Oriente Lux“schrieb dazu:

„Die Diskrepanz der Anschauungen kommt wohl daher, dass sich die Kenntnisse des Westens über die japanische Kunstgeschichte zunächst auf die vielbeachteten Farbholzschnitte der Edo-Zeit beschränkten. Der Gegenreflex der traditionsbewussten japanischen Kunstgeschichte bestand darin Ukiyo-e als billige Bildchen für das Volk abzuwerten.“ So ist es in der japanischen Kunstgeschichte auch geblieben. Der Farbholzschnitt wurde der Malerei und Kalligraphie gegenüber als minderwertig angesehen. Ein Grund also, solche Stilmittel später vor allem in der Jugendkultur zu popularisieren.

Ähnliche Stilmerkmale wie beim Holzschnitt wurden in den japanischen Comics der Neuzeit sichtbar. Populär im Westen wurden hier vor allem die Mangas. Hierzu wieder Wiessner:

„Japanisch Manga und Animé sind heute auch ein unverzichtbarer Bestandteil einer globalen Populärkultur. Vor einem halben Jahrhundert war der Widerspruch noch im Begriff selbst erkennbar. Kultur war damals das Hauptschlachtfeld der Snobs, der universitären Elite, einer gebildeten Minderheit. Populär.. . war hingegen die Welt der aufmüpfigen Jugend, auch der ungebildeten Massen, gegen die man einen Schutzzaun mittels schulisch vermittelten Kulturkanons errichtete….. Manga werden als Äquivalente westlicher Comics bzw. der Graphic Novels angesehen. Trotz der vordergründigen Ähnlichkeiten bestehen jedoch deutliche Unterschiede zwischen Manga und Comics. Manga-Ka (Manga Autoren) schreiben für alle Altersgruppen und decken daher ein breites Spectrum der Themen ab.“ (S.59)

Neben diesen Quellen wirken noch andere Einflüsse, wie wir gerade bei Funeto Karashimas komplexen, aus mehreren Teilen bestehenden Kompositionen sehen. Hier scheinen auch Stoffe aus der europäischen fantastischen Kunst verarbeitet zu sein, wie zum Beispiel die Zeichnungen von H.R. Giger oder, weiter zurückgegriffen, William Blake. Auf beide gibt es in den Arbeiten von Funeto Karashima Hinweise. Herausgenommen aus dem erzählerischen Kontext und als Einzelwerke präsentiert, bieten sie Stoff für die Fantasie. Auch die tiefgestaffelten Bildräume, die sich in den abstrakten Arbeiten in kosmische Dimensionen weiten, tragen zu der surrealen Wirkung dieser Bilder bei.

Text: Dr. Helmut Orpel

• 25. November 2023

Comments are closed.

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.