Elena Timtschenko 2022

28.05. – 29.07.2022

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung




Einladung ansehen

  • DSC_0538
  • DSC_0550
  • DSC_0555
  • DSC_0558
  • DSC_0559
  • DSC_0561
  • DSC_0545
  • DSC_0562
  • DSC_0548
  • DSC_0563
  • DSC_0567
  • DSC_0547
  • DSC_0544
  • DSC_0569
  • DSC_0570
  • DSC_0571
  • DSC_0572
  • DSC_0573
  • DSC_0574
  • DSC_0577
  • DSC_0582
  • DSC_0601
  • DSC_0578
  • DSC_0579
  • DSC_0604
  • DSC_0580
  • DSC_0587
  • DSC_0589
  • DSC_0590
  • DSC_0592
  • DSC_0607
  • DSC_0610
  • DSC_0613
  • DSC_0618

Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen & Herren,

das Zeichnen ist in der Menschheitsgeschichte wohl das erste Verfahren, das es ermöglichte, sich ein Abbild von dem zu schaffen, was außerhalb des subjektiven Kosmos´ verortet liegt. Wir kennen die Höhlenzeichnungen von Lascaux mit ihren sehr realistischen Abbildungen von unterschiedlichen Jagdtieren, die dort mit all ihren Besonderheiten erfasst sind. Diente die Zeichnung in der Frühzeit in dieser Form der Erfassung der Wirklichkeit, übte die Menschheit später ihr zeichnerisches Können zum Zwecke der wissenschaftlichen Dokumentation und der technischen Konstruktion, der Planung von Gebäuden und der Analyse des menschlichen Körpers. Es gibt auch heute noch eine ganze Reihe von Disziplinen, in denen es schwer ist, die Zeichnung durch photographische Verfahren zu ersetzen.

Unmittelbar mit dem Zeichnen verbunden ist die Kunst des Sehens. Bei den aufgezählten Beispielen wird deutlich, wie eng Sehen und Zeichnen zusammenhängen. Beim Vorgespräch zu dieser Ausstellung erzählte mir Elena Timtschenko, dass sie bei ihren Seminaren an der Fachhochschule Erfurt, wo sie seit 2020 unterrichtet, den Studierenden vor allem die Besonderheit dieser Verbindung vermitteln möchte. Das, was eine Zeichnung interessant macht, ist das Wechselspiel zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, so ihre Überzeugung.

Elena Timtschenko hat einen interessanten Werdegang. Sie wurde 1969 in Donskoje im Nordkaukasus geboren. Dort besuchte sie, nach einem längeren Aufenthalt mit ihrer Familie in Sibirien und Zentralasien, die Kunstschule für Malerei und Grafik. Später studierte sie an der Pädagogischen Hochschule in Pjatigorsk Pädagogik, Deutsch und Englisch. Das Germanistikstudium setzte sie dann in Moskau fort. Von 1991 bis 1996 arbeitete sie als Dolmetscherin, bevor sie nach Deutschland übersiedelte. Hier, genauer gesagt an der Bauhaus Universität in Weimar, studierte sie freie Kunst und schloss das Studium mit dem Diplom bei Professorin Barbara Nemitz ab.

Elene Timtschenko ist heute freischaffende Künstlerin und lebt in Erfurt. Seit 2002 stellt sie regelmäßig aus. Ihre Arbeiten waren bisher in Thüringen, unter anderem hier im Kunstforum Gotha, im Haus Metternich, Koblenz, in Udine Italien und bei der „Dream World“ auf Malta zu sehen. Hier in Mannheim in der Galerie Böhner ist sie mit dieser Ausstellung zum ersten Mal vertreten.

Auf den ersten Blick überrascht die Konzentration dieser Arbeiten. Sie scheinen rätselhaft durch ihre Machart. In den hinteren Räumen sind es eher Zeichnungen nach der Natur. Hier vorne meint man tektonische Konstruktionen zu erkennen. Es überrascht zu erfahren, dass sie mit Kugelschreiber gezeichnet wurden.

Schon als Kind habe Elena Timtschenko mit Kugelschreibern gezeichnet und dabei die erstaunlichen Dinge festgehalten, die ihr auf ihren Reisen durch die Taiga oder im Nordkaukasus begegnet sind. Dabei erlernte sie, wie sie sagt, das Sehen und das Erkennen von Räumen. Was der oberflächlichen Betrachtung entgeht, fängt sie ein. Mit offenen Augen durchs Leben zu gehen bedeutet, die Perfektion zu erkennen, mit der die Natur in diesen unscheinbaren Details ihre Gestaltungskraft entfaltet. Bisweilen nutzt sie tatsächlich Lupen, um die kaum sichtbaren Details bei ihren Fundstücken so genau wie möglich zu erfassen. In der Zeichnung stark vergrößert erhalten diese kaum wahrnehmbaren Gebilde dann eine beeindruckende Monumentalität.

Sind die Arbeiten aus dieser Werkgruppe in Grauwerten gehalten, so begegnet uns in einer zweiten eine dezente Farbigkeit. Auch diese Farbigkeit stammt von Kugelschreibern. Die Formen und Strukturen erinnern an tektonische Verwerfungen, sind aber, wie die Künstlerin im Vorgespräch einräumt, von Holz inspiriert. Sie beschreibt sie als Lebensräume, als Habitate. Hölzer und Rinden, die Räume für die Kleinlebewesen bieten. Die Farben, die sie ihnen gibt, betonen die Veränderungen der Strukturen durch Verwitterungsprozesse.

Besonders hier gibt es einen Anschluss zu den Skulpturen von Philipp Wagenmann. Bei seinen monumentalen Arbeiten orientiert er sich ebenfalls an Naturformen, Fundstücke, bei denen ebenso wie bei Elena Timtschenkos Zeichnungen gilt, dass die künstlerische Arbeit sehr eng mit dem Sehen und dem Entdecken zusammenhängt. Bei der abschließenden Bearbeitung kommt es darauf an, diese geheimnisvollen, im Fundstück steckenden Strukturen herauszuarbeiten und freizulegen. Ebenfalls eine Art Zeichnung, aber in diesem Falle die, die von der Natur selbst stammt und mehr noch als im Falle der Zeichnungen von Elena Timtschenko ist der Künstler hier ein Medium, das uns hier die Augen für die geheimnisvolle Mystik öffnet.

Text: Dr. Helmut Orpel


Presse-Artikel ansehen

• 2. Mai 2022

Comments are closed.

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.