Elke Lehmann 2018

08.07. – 31.08.2018

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung


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Elke Lehmann: Abstrakte Fotografien – Eine Malerei mit Licht

Der Begriff „Abstrakte Fotografie“, den Elke Lehmann für ihre Arbeiten prägte, klingt paradox. Gilt die Fotografie doch, im Gegensatz zur Malerei, als besonders realitätsnah, weil Fotografie im herkömmlichen Verständnis vor allem einen dokumentarischen Wert besitzt. Zumindest für den Moment, in dem fotografiert wird, ist das Motiv in Raum und Zeit vorhanden, also keineswegs abstrakt, sondern konkret. Wie aber kann etwas Abstraktes, das eigentlich nicht sichtbar ist, fotografiert werden?

Der Blick auf das Werk der Fotografin zeigt, wie dies möglich ist. Ihre Arbeiten erschließen uns, indem sie die Grenzen des objektiv Vorhandenen überschreiten, ein Verständnis für künstlerische Prozesse, die das Ziel verfolgen, den Blick von der sinnlichen Erscheinung ausgehend auf eine geheimnisvolle Metaebene zu lenken, die unsere Objektserfahrung immer begleitet. Der Gegenstand als solches ist nämlich nie isoliert zu sehen, sondern steht immer in einem engen Zusammenhang mit den Gefühlen, die er bei der Betrachtung auslöst. Diese Ebene ist intersubjektiv, denn hier geht es um den sinnlichen Eindruck, den solche rasch vergehende Formen in der Erinnerung hinterlassen. Dabei treffen die Ideen, die dem Umsetzungsprozess vorhergehen und die ganz unterschiedlichen Schwingungen der Stoffe, die Elke Lehmann bei ihren fotografischen Inszenierungen zusammenführt, kongenial in einem Bild zusammen, das dem entspricht, was die Fotografin selbst als die sinnliche Verkörperung ihrer Idee empfindet.

Diese zugegebenermaßen abstrakte Beschreibung eines künstlerischen Vorgangs wird in Elke Lehmanns fotografischer Verarbeitung großer musikalischer Werke besonders deutlich sichtbar.

So spürt Elke Lehmann in ihren beiden Serien „JC“ und „Strawinsky“ dem emotionalen Gehalt von Werken aus dem Bereich der Neuen Musik nach. „JC“ steht dabei für den bahnbrechenden Komponisten John Cage (1912-1992). Cages Kompositionen werden als Schlüsselwerke der Neuen Musik angesehen. Ebenso die von Igor Strawinsky (1882-1972). Wie unterschiedlich die einzelnen Partituren innerhalb des jeweiligen Gesamtwerks auf die Fotografin wirken, machen Vergleiche deutlich. So kommt bei ihrer Arbeit „JC – Stille“ ein warmes Licht aus der Tiefe des Bildraumes und durchdringt zartgrüne Farbschichten, die sich schleierartig vor den Augen des Betrachters entfalten. Bei „JC Partitur II“ hingegen meint man schroffe Kanten wahrzunehmen, Risse, die den kalten, blauen Ton der Fotografie in seiner Wirkung auf den Betrachter noch zusätzlich verstärken.

Bei „Igor Strawinsky – Feuervogel“ entfalten sich die Farben Rot und Grün in einem grenzenlos erscheinenden Raum. Ein wahrer Tanz der Elemente lädt das Bild mit einer geheimnisvollen Spannung auf.

Dass sich Maler intensiv mit Musik beschäftigen und hierin eine Inspirationsquelle für ihr bildnerisches Schaffen sehen, ist in der Kunstgeschichte keineswegs neu. So galten Musik und Malerei für Wassily Kandinsky als verschwisterte Künste. Kandinsky, der als Vater der Abstrakten gilt und mit seinem Buch „Über das Geistige in der Kunst“ (1911) die theoretischen Fundamente dafür legte, wollte es in seinen bildnerischen Kompositionen den Musikern gleichtun und mit Farbe und Linie ähnliche Schwingungen erzeugen wie sie mit ihren Instrumenten.

Zeichnen mit Licht

Kann die Malerei also diesbezüglich auf große Vorbilder verweisen, so sind ähnliche Bestrebungen in der Fotografie bisher eher selten. Die Versuche von Lazlo Moholy-Nagy (1895-1946) und die „Rayographien“ von Man Ray (1890-1976) bleiben hier Ausnahmen. Und das, obwohl „Fotografie“ vom Wortsinn her eigentlich genau das sagt, was Elke Lehmann als moderne Fotografin tut, nämlich „Zeichnen mit Licht“. Sie verwendet ihre analoge Kamera auf eine ähnliche Art und Weise wie Maler ihre Pinsel.

Elke Lehmann arbeitet ausschließlich mit analogen Kameras, weil, wie sie sagt, die digitalen dem Fotografen keine Möglichkeit ließen, die Art und Weise der Aufnahme zu bestimmen. So erfasse die digitale Kamera das Motiv technisch perfekt, reduziere die Schärfentiefe aber erheblich.

Aber nicht nur zwischen analog und digital gibt es Unterschiede, auch bei den einzelnen analogen Fabrikaten sollte man die richtige Wahl treffen, weil sich die jeweilige Technik auf die Motiverfassung auswirkt. So gebe es einen spezifischen Minolta- und einen etwas anders strukturierten Leicablick. Ein weiterer wichtiger Punkt, den Elke Lehmann mit ihren künstlerischen Arbeiten berührt, ist die Frage nach dem originalgetreuen Druck. Sie bevorzugt hier den Silbergelatineabzug auf Leinen oder Alu-Dibond. Außerdem lehnt Elke Lehmann die massenweise Reproduktion ihrer Werke kategorisch ab. Von jedem Motiv gibt es immer nur einen Abzug, der jeweils in einer bestimmten Größe produziert wird.

Über den langen Weg der praktischen Erfahrung hat sie sich vorgearbeitet und entdeckt, wie sie ihrer Idee von der „Abstrakten Fotografie“ Gestalt verleihen kann. Dabei wurde die Materie selbst zum eigentlichen Farbträger. Sie ließ der stofflichen Wirkung der Farbe in ihren Bildern freien Lauf. Mit Lichttechnik und Spiegeln inszeniert sie eine Art Bühnenlandschaft aus unterschiedlichen Lichteffekten, wie sie ihren Vorstellungen von der Musik oder den literarischen Werken entsprachen, deren Grundgehalt sie auf ihre Weise künstlerisch nachspürt.

Wie in der Musik John Cage und Igor Strawinsky für sie zentrale Bedeutung haben, erreichen Italo Calvinos utopische Stadtvisionen, Stanislaw Lems Fiktion-Erzählungen und Christoph Ransmayrs Roman „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ einen ähnlich hohen Stellenwert in der Welt ihrer Motive. Landschaften, Naturelementen und einfachen, abstrakten Formen gewinnt die Fotografin eine geheimnisvolle metaphysische Bedeutung ab.

Es sind solche starken Motive, die Elke Lehmann tief bewegen und die sie auf ihre Art und Weise in Licht zeichnet. Nur durch die Kunst erhält so die rasche Vergänglichkeit, die den kurzlebigen Lichteindruck begleitet eine bleibende Gestalt und lebt als Objekt gewordene Idee in den

„Abstrakten Fotografien“ fort.

Elke Lehmann, geboren 1948 in Kirchzell, lebt in München. Neben freier Berufsfotografie Zuwendung zu abstrakter Fotografie, Einzel-, Gruppenausstellungen und Messebeteiligungen, seit 2011 Künstlerin der Gesellschaft für Abstrakte Fotografie. Das gesamte Werk besticht durch Farbstärke, räumliche Tiefe, ausgeprägte assoziative Wirkung und Unabhängigkeit.

Text: Dr. Helmut Orpel



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• 24. Juni 2018

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