Heinz-Peter Kohler 2016

10.12.2016 – 29.01.2017

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung

 

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Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Heinz-Peter Kohler ist heute persönlich aus der Schweiz nach Mannheim gekommen, um hier in der Galerie Böhner der Eröffnung seiner Ausstellung beizuwohnen. Dies zeigt eine gewisse Wertschätzung für die Arbeit der Galerie und nicht zuletzt auch ein Interesse dafür, wie seine Arbeiten vom deutschen Publikum aufgenommen werden. In der Schweiz ist Heinz-Peter Kohler weitaus bekannter als bei uns. Er wurde dort mit zahlreichen Kunstpreisen geehrt. Arbeiten von ihm sind auch in größeren schweizerischen Museen zu finden. Es gibt zahlreiche Publikationen, nicht zuletzt sogar einen einstündigen Film, der aus Anlass seines 80. Geburtstags gedreht wurde.

Der Maler lebt in Biel. In dieser Gegend verläuft die Sprachgrenze zwischen dem deutsch- und französischsprachigen Raum der Schweiz. Er lebt also in einem Bezirk, der per se international ist.

In dieser kulturell reizvollen und landschaftlich schönen Gegend wurde Kohler 1935 geboren. Die Atmosphäre dort, das besondere Licht und die Farben fließen auf geheimnisvolle Weise in sein Werk ein. Gerade bei Kohlers skizzenhaften Aquarellen, die oft spontan draußen in der freien Natur entstehen und die die besondere Atmosphäre vor Ort aufnehmen, bemerkt man diese Authentizität besonders intensiv.

Seit seiner frühesten Jugend malt und zeichnet er. Sein Lebenswerk umfasst also einen Zeitraum von über 7 Jahrzehnten. Dabei hat er, wie es scheint, schon recht früh zu einem eigenen Stil gefunden, der unter anderem darin besteht, die Offenheit für das Neue nicht zu verlieren.

Kohlers künstlerische Handschrift offenbart die Entdeckerfreude, die ihm über die Jahrzehnte hinweg erhalten geblieben ist und die man bei jedem einzelnen Werk von ihm spürt. Hier ist nichts Routine. Jedes Blatt bietet immer wieder überraschende Seherlebnisse und unterscheidet sich von den vorher gesehenen Blättern, obwohl sich der Duktus, bald temperamentvoll, bald feinmaschig poetisch, wie ein unverkennbarer roter Faden durch das Gesamtwerk zieht.

Wie eine Melodie, die sich bald unterschiedlich intensiv verdichtet, bald federleicht durch den Raum schwebt, verdichten sich auch die Farben und Formen in den einzelnen Arbeiten Kohlers in unterschiedlicher Intensität und in ihrer Wechselwirkung zwischen Farbe und Papier. Auf die Qualität das Materials legt Kohler letztendlich einen ebenso großen Wert wie auf die künstlerische Formgebung.

Natürlich können wir hier in der kleinen Galerie nur eine winzig kleine Auswahl aus dem umfangreichen Gesamtwerk Heinz-Peter Kohlers, das mehr als 5.000 Einzelarbeiten umfasst, sehen. In diesem Gesamtwerk gibt es Aquarelle mit beachtlichen Ausmaßen von über 2 Metern sowie winzig kleine Skizzen.

Wie Sie hier sehen, arbeitet der Künstler mit sehr unterschiedlichen Techniken. Neben dem Aquarell gibt es Radierungen und die Lithographien von Stein, wobei Kohler vor allem Wert darauf legt, dass die Besonderheit der Technik ebenso zum Ausdruck kommt wie die bereits erwähnte Qualität des Ursprungsmaterials.

Trotz der Vielheit der Techniken wird die zentrale Bedeutung der Aquarellmalerei auch bei dieser kleinen Auswahl der Arbeiten hier in der Galerie offensichtlich. Mit dieser Technik findet Kohler offenbar am besten zu seiner originären Ausdruckskraft.

Erwähnenswert ist natürlich auch, dass diese Auswahl der Arbeiten hier vom Künstler selbst so vorgenommen wurde. Auch die Art der Hängung ist bewusst so vollzogen, denn genau durch diese Art und Weise wird das Skizzenhafte, das den einzelnen Arbeiten anhaftet, besonders zur Geltung gebracht.

Wie eingangs erwähnt, ist Heinz-Peter Kohler bei uns in Deutschland noch nahezu unbekannt. Dabei hatte er schon recht früh in seiner Laufbahn Kontakt zur Kunstszene in München. Er hat an der Münchner Kunstakademie studiert, ging dann aber nach Bern, um dort, bei Max von Mühlenen weiter zu studieren. In seiner weiteren Entwicklung kommt dieser Studienzeit und den Berner Museen eine besondere Bedeutung zu, denn dort konnte er die Arbeiten von Paul Klee studieren.

Außerdem machte er dort die Bekanntschaft mit Künstlern, die in direkter Verbindung zu Paul Klee standen, so zu Louis Moilliet, der mit Paul Klee und August Macke die berühmte gemeinsame Tunisreise im Jahr 1914 unternommen hatte. Auch die Söhne und Enkel Klees lernte Kohler während seiner Recherchen kennen und erfuhr so viel über die Denk- und Malweise dieses berühmten Malers.

So wesentlich bei den Arbeiten Klees die Versenkung ist, ist sie auch bei Kohler. Bei manchen Arbeiten von ihm scheint es so, als würde der Künstler bewusst rasch arbeiten, um so authentischere Bilder zu schaffen, die nicht verkopft wirken, sondern frei und spontan als hätte sie ein Kind gemalt.

Aber anders als bei Kinderzeichnungen, die auch Paul Klee sehr schätzte, ist hier die Wirkung bewusst herausgearbeitet. Spontaneität und bewusste Steuerung wirken hier zusammen, wobei der Künstler bestrebt ist, möglichst viel von dieser ursprünglichen Spontaneität im vollendeten Werk zu erhalten. Dabei gehen figürliche und abstrakte Partien nahtlos ineinander über.

Oft haben die Bilder Kohlers keine strickte Komposition. Man kann sie drehen und aus verschiedenen Richtungen heraus betrachten, ohne dass sie dabei etwas von ihrer Wirkung einbüßen. Hierbei wirken die Räume, in der sich geheimnisvolle Lichtspiele entfalten, als die eigentlichen Stimmungsbilder.

In ein Wechselspiel zwischen Spontaneität und Überarbeitung fließen unbewusst Verarbeitungsprozesse täglicher Erlebnisse und Gedanken ein, die den Blättern einen tagebuchartigen Charakter geben. Genau dieser Aspekt ist vom Künstler bewusst akzentuiert, indem er einen Katalog mit dem Titel „Nacht- und Tagebücher“ herausgegeben hat.

Dominierend sind dabei ebenfalls die Farben, die sich bisweilen abstrakt, bisweilen figurative zusammenfügen. Darüber liegt ein Geflecht von Linien, die scheinbar unabhängig von den Farben sind und einen eigenen Rhythmus in die Komposition einbringen.

Bei der Lithographie wie bei der Radierung ist es vor allem die Linie, die hier im Vordergrund steht. Auch hier wirken die Zeichnungen spontan und surreal, sind aber oft von figurativen Charakter und erinnern in ihrer bisweilen schroffen Form an einen weiteren deutschen Künstler, der in der Schweiz in den Jahren des Nationalsozialismus Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten gefunden hat.

Gemeint ist Ernst-Ludwig Kirchner, der von Kohler ebenfalls sehr geschätzt wird. Gerade an die Großstadtbilder, die Kirchner bereits in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg gemalt hat, denkt man angesichts der Lithographien, die hier ausgestellt sind. Massen von Menschen, die sich auf den Betrachter zubewegen. Nur für Augenblicke lassen sich Gesichter erkennen, individuelle Charakterzüge, die im nächsten Moment wieder in der Masse verschwinden.

Text: Dr. Helmut Orpel

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• 10. Dezember 2016

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