Heinz-Peter Kohler 2019

09.11. – 31.12.2019

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung


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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

ich darf Sie recht herzlichen begrüßen zur Eröffnung der Einzelausstellung der Galerie Böhner mit neuen Aquarellen von Heinz-Peter Kohler unter dem Titel „Switzerland“.

Zwischen Heinz-Peter Kohler und Paul Klee gibt es viele Gemeinsamkeiten. Beide sind Schweizer aus dem Kanton Bern, beide haben in München studiert, und in den jeweiligen Werken nimmt das Aquarell eine zentrale Stellung ein. Das Aquarell ist eine Technik, das sehr viele Spielarten zulässt. Sowohl bei Paul Klee als auch bei Heinz-Peter Kohler finden Sie die komplexeste dieser Spielarten.

War für Heinz-Peter Kohler die Begegnung mit der Kunst seines Landsmanns ein Schlüsselerlebnis, so war dies für Paul Klee eine Reise nach Tunesien.

Diese berühmte Reise zusammen mit August Macke und dem Schweizer Maler Louis Moilliet kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte auf die weitere Entwicklung aller drei Künstler einen fundamentalen Einfluss. Die intensiven Licht- und Farberlebnisse Nordafrikas bewegten die damals dazu, ihr Verhältnis zur Farbe zu überdenken.

Für Paul Klee bewirkte diese Reise eine Art kopernikanische Wende in seiner Malerei. Ab diesem Zeitpunkt nämlich sah er seine Kunst nicht mehr als Naturnachahmung, sondern vielmehr als ein Medium, das analog der Formprinzipien der Natur neu schafft.

Heinz-Peter Kohler wurde 1935 geboren, also in einer Zeit, als Paul Klee den Zenit seiner künstlerischen Laufbahn schon überschritten hatte und nach erfolgreichen Jahren in Deutschland als Bauhauslehrer und freier Künstler in die Schweiz zurückgekehrt war, um dem braunen Terror, der damals Deutschland in den Klauen hatte, zu entfliehen.

In der Zeit von Kohlers Studienjahren in München (1955-1960) langen diese dunklen Jahre der Nazi-Herrschaft zurück, und Paul Klees Kunst gehörte wieder zu den Grundpfeilern des Kunststudiums. In den Jahren, in denen Kohler in München weilte, entwickelte sich auch in Deutschland wieder eine freie Kunstszene. Im München jener Jahre gab es die Gruppe SPUR mit ihren Protagonisten: Helmut Sturm und HP Zimmer. Kennzeichnend für diese Gruppe war der spontane Malstil, der später auch für die Werke von Kohler zu einem Markenzeichen wurde. Auch das Malen ohne Pinsel dürfte ein Mittel sein, zu dem ihn vielleicht auch die SPUR Maler inspiriert haben.

Nach den Jahren in München ging er nach Bern, um dort bei Max von Mühlenen weiter zu studieren. Max von der Mühlenen hatte die Kunst der Glasmalerei bei Louis Moilliet erlernt, also einem der drei Künstler, der auf der eingangs erwähnten Tunesienreise mit dabei war. Kohler lernte ihn später dann auch persönlich kennen.

In Kohlers weiterer Entwicklung kommt dieser Studienzeit in Bern eine besondere Bedeutung zu, denn während seiner Recherchen über Paul Klee kam Kohler auch in Kontakt mit dessen Söhnen und Enkeln und erfuhr so viel über die Denk- und Malweise dieses berühmten Malers.

Die Denk- und Malweise Klees wurden scheinbar zu einem Leitfanden in Kohlers Kunst. Dies ist auch hier bei den Arbeiten aus den späten Jahren gut nachzuvollziehen. Dabei fällt allerdings auch auf, um wie viel spontaner und freier Kohler arbeitet.

Gerade diese Vielschichtigkeit, die hier zu einer eindrucksvollen Synthese gelangt, beeindruckt. Dabei erscheint es bei manchem Werk so, als schwebe die Komposition aufgrund der transparenten Wirkung der Aquarellfarbe wie in einer Glaskugel.

Kohlers künstlerische Handschrift offenbart die Entdeckerfreude, die ihm über die Jahrzehnte hinweg erhalten geblieben ist und die man bei jedem einzelnen Werk von ihm spürt.

Hier ist nichts Routine. Jedes Blatt bietet immer wieder überraschende Seherlebnisse und unterscheidet sich von den vorher gesehenen Blättern, obwohl sich der Duktus, bald temperamentvoll, bald feinmaschig poetisch, wie ein unverkennbarer roter Faden durch das Gesamtwerk zieht.

Selten gibt es Serien. Mit jedem Bild begeht Heinz-Peter Kohler ein neues Wagnis. Es ist auch zu vermuten, dass diese Bilder, ähnlich wie bei Klee, Tagebuchcharakter haben, also in malerischer Form Stimmungen und Gedanken episodisch zusammengefasst werden.

In dieses Wechselspiel zwischen Spontaneität und Überarbeitung fließen unbewusst Verarbeitungsprozesse täglicher Erlebnisse und Gedanken ein. Genau dieser Aspekt ist vom Künstler bewusst akzentuiert, indem er einen Katalog mit dem Titel „Nacht- und Tagebücher“ herausgegeben hat. Für den Betrachter bleiben die konkreten Inhalte allerdings verborgen, was ihm begegnet ist die Bildwirkung, die auf eine besondere Weise anspricht.

Wie eine Melodie, die sich bald unterschiedlich intensiv verdichtet, bald federleicht durch den Raum schwebt, entwickeln die Arbeiten eine unterschiedliche Intensität, wobei auch die Wechselwirkungen zwischen Farbe und Papier eine Rolle spielen. Auf die Qualität des Materials legt Kohler einen ebenso großen Wert wie auf die künstlerische Formgebung.

Die Erkenntnis, dass wir die Natur nicht wahrnehmen wie sie ist, sondern wie sie uns in einer bestimmten Stimmung erscheint, ist hierbei grundlegend. Diese starke Betonung des Subjektiven führt dazu, dass der Grad der Abstraktion von Bild zu Bild ein anderer ist. Bei manchen Arbeiten von ihm scheint es so, als würde der Künstler bewusst rasch arbeiten, um so authentischere Bilder zu schaffen, die nicht verkopft wirken, sondern frei und spontan.

Natürlich können wir hier in der schmucken Galerie nur eine sehr kleine Auswahl aus dem umfangreichen Gesamtwerk Heinz-Peter Kohlers, das mehr als 5.000 Einzelarbeiten umfasst, sehen. In diesem Gesamtwerk gibt es Aquarelle mit beachtlichen Ausmaßen von über 2 Metern sowie winzig kleine Skizzen.

Aber die kleine Auswahl hier legt die Prinzipien offen. Wie Sie hier sehen können, gehen die allermeisten dieser Bilder hier vom überwältigenden Eindruck der Schweizer Landschaft aus. Dieser Natureindruck wird im Laufe des Malprozesses mit subjektiver Energie aufgeladen und so in eine abstrakte Komposition transzendiert, bei der jener ursprüngliche Natureindruck noch irgendwie vorhanden ist, allerdings in sublimer Form, bei dem subjektive Stimmungen mitschwingen.

Heute lebt Kohler in Biel. Er ist in der Schweiz ein sehr bekannter Maler. Es gibt zahlreiche Publikationen über ihn, nicht zuletzt sogar einen einstündigen Film, der aus Anlass seines 80. Geburtstags gedreht wurde.

Seine Werke sind in der Schweiz in zahlreichen öffentlichen und Privatsammlungen vertreten. Er wurde vielfach mit Preisen und Auszeichnungen geehrt und hat sowohl in der Schweiz und auch in zahlreichen anderen Ländern ausgestellt.

Text: Dr. Helmut Orpel


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• 30. September 2019

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