Bechtle 2019/2020

SAMMLUNG & GALERIE BÖHNER
GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG

25.10.2019 – 10.03.2020

Besselstraße 20-22
D-68219 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 9-17 Uhr
sowie nach Vereinbarung

 

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Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich darf Sie recht herzlich begrüßen zur Eröffnung der großen Herbst/Winterausstellung der Sammlung & Galerie Böhner hier in der Mallau mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern aus Deutschland, Russland und den Niederlanden.

Impression und Abstraktion hängen in der Bildenden Kunst der letzten 150 Jahre eng miteinander zusammen. Bereits die Impressionisten, die den Lichteinfall zum eigentlichen Thema ihrer Kunst machten, lösten die festen Konturen in ihren Bildern dermaßen auf, dass es am Ende informelle Bilder waren, in den der Betrachter mit seiner Fantasie genügend Freiraum fand, sich eine landschaftliche Stimmung nach seinem Gusto vorzustellen.

Einen ähnlichen Weg geht Andrea Würtinger bei ihren hier ausgestellten Werken. Allerdings wählte sie ganz bewusst das große Format und legt die Landschaften, die man darin mehr erahnt als tatsächlich erkennen kann, von vorne herein sehr offen an. Es ist hier der Raum, der Farbraum, der uns als Betrachter anspricht und gleichsam in den Bann zieht. Die Art des Farbauftrags erfolgt hierbei mit Spachtel und Walze und wirkt prozesshaft. Dieser Eindruck wird durch Beimischung von Steinmehl, Sand und Asche in die Farbsubstanz verstärkt. So entstehen unterschiedliche Lichtstimmungen, die den Eindruck von Jahreszeiten evozieren.

Von einem ähnlichen Charakter sind auch die Arbeiten von Dagmar Schad. Landschaften kann man hier ebenfalls als Inspirationsquellen vermuten, allerdings fällt hier das intensive Schwarz auf, das bisweilen als temperamentvoller Pinselstrich, bisweilen flächig in die Arbeiten eingebracht wurde. Dieses Schwarz verleiht der Komposition Festigkeit und Zusammenhalt und schafft darüber hinaus eine räumliche Distanz zwischen den unterschiedlichen Malschichten.

Neben diesen Formen der Malerei gibt es auch Künstler, die sich nach wie vor an den klassischen Formen der Landschaftsmalerei orientieren, so die in den Niederlanden geborene Finy Kohnen-Heijenrath.

Von ihr gibt es einen Aquarellzyklus mit lichtdurchfluteten Flusslandschaften.

Ute Meyer beeindruckt durch ihre Meerlandschaften. Sie bevorzugt die Stimmung auf den Shettland Inseln oder an der dänischen Ostsee. Das wechselhafte Licht und die Wetterbedingungen sind für sie eine überaus spannende Herausforderung. Ihre Arbeiten finden Sie im ersten Obergeschoß der Galerie. Von der selben Künstlerin, aber doch ganz verschieden von den eben beschriebenen, ist ein Zyklus, in dem sie filigrane Details in den Fokus nimmt, so eine Feder, die sich im Schlick verfangen hat und die der Wind umspielt.

Bemerkenswert bei dieser Herbstausstellung der Galerie Böhner ist das breite Spektrum der Techniken und der Genres, die heute hier vertreten sind und das, obwohl der größte Teil der hier ausgestellten Arbeiten aus Malerei besteht, daneben auch einige bemerkenswerte Fotografien.

So treffen wir weiter vorn in Erdgeschoß des großflächigen Hauses auf die fotografischen Arbeiten von Carola Peters , die zunächst als Zeichnerin begann und womöglich dadurch ihren Blick fürs Detail schulte. In ihren geradezu magisch wirkenden Fotografien verarbeitete sie die Ausdruckskraft scheinbar unbedeutender Strukturen, Muster oder Ansammlungen, die man erst auf den zweiten Blick in ihren Fotos als solche erkennt, denn der Blick durch die Kamera und die farbliche Verfremdung, die mit ihrer Aufnahmetechnik einhergeht, erheben diese an sich unscheinbaren Dinge in den Rang von spannenden Kunstobjekten. Auffallend bei den Arbeiten von Carola Peters ist auch das quadratische Format, das durch seinen statischen Charakter die Kompaktheit der Komposition stützt.

Gaby Kutz bereichert die Ausstellung mit der Transformation von Fotografie in Malerei. Die Ikonographie ihrer Bilder ist nämlich den Standardformen der Fotografie ihrer Jugendzeit entlehnt. Bilder vom ersten Schultag in den 60er Jahren, vom Urlaub an der Ostsee oder vom Sommer auf dem Campingplatz gibt es sicher auch bei vielen von uns. Neben diesen eher privaten Aufnahmen spielt aber auch der Zeitgeist im Werk von Gaby Kutz eine prägende Rolle. Bilder von den Blockaden der Friedensbewegung Anfang der achtziger Jahre, Willy Brandt in Norwegen, an seiner Seite der Kanzleramtsspion Günter Guillaime, und viele andere Motive aus der Zeit werden hier sicher dem einen oder anderen noch im Gedächtnis sein, allerdings verblasst. Und dieses Verblassen kennzeichnet auch unsere diesbezüglichen Schätze, die eben nicht digital, sondern analog sind. Solche auf diese Weise entstandene Zeitspuren werden von Gaby Kutz in ihren Bildern ebenfalls aufgenommen.

Hier in den unteren Räumen der Galerie begegnen sie auch einer ausgezeichneten Porträtistin, nämlich Eva Vogt, deren Darstellungen sehr lebendig wirken. Zu dieser Wirkung tragen nicht zuletzt die Ausgestaltungen der Malflächen bei, die sie mit verschiedenen Applikationen aufraut, um so spannungsvollere Lichtwirkungen zu erzeugen. Ungewöhnlich ist hierbei das Kolorit, das sie verwendet und die Kombination von Orange- und Grüntönen, die bei einigen ihrer hier ausgestellten Arbeiten auffällt.

Auf eher humorvolle Art und Weise nähert sich Christa Klebor dem Thema weibliches Selbstbild. Ihre witzigen Shopping Queens im zweiten Stock strahlen eine ansteckende Lebensfreude aus.

Haben wir es bei den bisher genannten Künstlerinnen um Arbeiten aus dem gegenständlichen Bereich zu tun, so betreten wir mit denen von Christa Schmid-Ehrlinger das Feld der Abstraktion. Die in Schwäbisch-Hall lebende Künstlerin macht sich sehr viele Gedanken um das Wechselspiel von Formen der Darstellbarkeit, so auch in ihren aktuellen Bildern, wo es um die Frage geht: „Wie komme ich von der Linie zur Fläche?“ Wie sie ganz persönlich dazu kommt, sieht man bei den hier ausgestellten Arbeiten sehr deutlich, denn nähme ihr malerischer Gestus tatsächlich die gerade Linie als einzig mögliche Bewegungsform auf, so käme nicht mehr zustande als eben eine gerade Linie. Aber Schmid-Ehrlinger würde das nicht genügen. Sie lässt den Stift oder den Pinsel also kreisen und so entstehen Strukturen, die bisweilen an überbelichtete Aufnahmen eines Korallenriffs denken lassen.

Petra Kohns-Merges liebt Zwischenräume, in der sie die Dinge erscheinen lässt. Sehr markant in ihren Bildern ist auch das Wechselspiel der unterschiedlichen Perspektiven, der Innen- und der Außensicht, welche sie durch ihre transparente Farbgebung miteinander verknüpft. Darüber hinaus gibt es auf der zweiten Ebene der Galerie einen Zyklus mit reduzierten Formen und Farben von der vielseitigen Künstlerin.

Bezaubernde Märchenbilder von großem Format begegnen dem aufmerksamen Betrachter gleich im Eingangsbereich. Auf den ersten Blick wirken die mandeläugigen Mädchen etwas leichthin, aber beim näheren Betrachten erkennt man ganz deutlich, dass sehr viel malerische Finesse hinter diesen Darstellungen steht, vor allem ein sehr gekonnter Gebrauch von Perspektiven, besonders bei dem Zirkusbild. Josta Keil, von der diese Bilder stammen, stellt sich dabei offenbar selbst in den Mittelpunkt, denn es ist hier die immer wiederkehrend Frauenfigur, die hier sehr farbenfrohe und perspektivisch äußerst interessante, bisweilen an den Comicstil erinnernde malerische Abenteuer erlebt.

Ebenso spielerisch wie die vorgenannte Künstlerin geht Waltraud Gemein mit Linien um. Von surrealistischen Bildern scheint diese Künstlerin inspiriert. Sehr reduziert und verspielt abstrakt wirken ihre filigranen Zeichnungen, die sie mit dezenten Farben koloriert.

Die skulpturalen Arbeiten, die Sie in der großzügigen Kunsthalle sehen, stammen von Andrea Blum. Es sind bildhauerische Arbeiten aus unterschiedlichen Materialien und in diversen Größen, aber diese Skulpturen sind sehr eng mit ihrer stark pastos akzentuierten Malerei verbunden, sodass man in den unterschiedlichen Materialen, wie Holz, Stein Bronze oder Glas eigentlich eine Fortsetzung der Malerei mit anderen Mittel sehen könnte. Das Material soll bei ihren Bildern gespürt, miterlebt werden, es ist in einem sehr konkreten Sinn mit dem Inhalt verwoben.

Ähnlich erzählerisch wie diese sind auch die Arbeiten von Walter Dorsch, der ebenfalls in den Ausstellungen der Galerie Böhner kein Unbekannter ist.

Dagegen sind die Bildhauerarbeiten von Carl Moeller abstrakt und konstruktivistisch. Von ihm gibt es auch große raumgreifende Arbeiten im Außenbereich auf der großen Dachterrasse der Galerie.

Ebenfalls sehr materialintensiv sind die Arbeiten von Ingrid Engler, die sie im zweiten Stockwerk des Hauses finden. Hier sind Traumlandschaften entstanden. Die Oberfläche haptisch angelegt. Dahinter tiefgründige Malschichten, die den Blick des Betrachters anziehen.

Ebenfalls sprechend und ansprechend sind die Oberflächen der Werke von Barbara Schober angelegt, die ihrerseits mit Blattgold und anderen, eher konventionelleren Materialen haptische Strukturen aufbaut, die ihre Bilder mit Spannung aufladen.

Den wohl weitetesten Weg haben diesmal die drei russischen Künstler aus Sankt Petersburg Felix Volossenkov, Alexey Yarygin und Natalia Tsekomskaya gemacht. Sie sind hier mit kleinformatigen Arbeiten vertreten, die jeweils ein gewisses Farbspektrum zeigen, aber keinesfalls für das jeweilige Gesamtwerk repräsentativ sind. Bilder in kleinem Format sind es hier, bei Natalia Tsekomskaya auch eine spezielle graphische Technik, der Argentographie, die auch bei der mittelalterlichen Buchmalerei angewendet worden war.

Text: Dr. Helmut Orpel


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• 10. August 2019

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