Japan Duo 2018
Ranko Kizaki & Hiroshi Yamazoe

17.11.2018 – 28.02.2019

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung


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Laudatio öffnen

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Ranko Kizaki und Hiroshi Yamazoe, die beiden Künstler dieser Doppelausstellung, sind den Stammbesuchern der Mannheimer Galerie Böhner mit ihren Arbeiten schon seit einiger Zeit vertraut und wurden hier auch schon des öfteren vom Laudator im Rahmen des spezifischen Charakters japanischer Kunst und der historischen Wechselbeziehung zwischen Europa und dem Land der aufgehenden Sonne ausführlicher besprochen. Bei Hiroshi Yamazoe sind dies selbstredend die Landschaften, bei Ranko Kizaki die Stillleben. Beide Künstler gehören der unmittelbaren Nachkriegsgeneration. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich Japan kulturell dem Westen angenähert, ohne dabei allerdings seine reiche kulturelle Tradition aufzugeben. Es gelang dort eine eindrucksvolle Synthese von Kulturgut und Moderne. Viele westliche Kunstströmungen wurden in Japan rezipiert, vor allem der Impressionismus, der seinerseits ganz von japanischen Einflüssen inspiriert gewesen war.

Die Ausstellung eines breiteren Werkkomplexes von einzelnen Kunstschaffenden wie heute Abend stellt natürlich besondere Anforderungen an eine Einführung. Es geht hier mehr um den spezifischen Charakter der einzelnen Werkkomplexe, die wir hier vorfinden. Wie verhält es sich mit dem Charakter jener individuellen Werke? Was lässt sich über die Künstler sagen, deren Persönlichkeit im Rahmen einer Gruppenausstellung sich doch häufig in der bloßen Erwähnung des Namens erschöpft? Was bei diesen beiden Künstlern zunächst einmal auffällt und was die Doppelausstellung hier wohl rechtfertigt, ist der Umstand, dass sich die Werke dieser beiden Künstler offensichtlich leichter einem bestimmten Genre zuordnen lassen als das bei den anderen Künstlern der Fall ist.

Von den beiden hier vertretenen Kunstschaffenden lassen sich, wie wir bereits in den Räumlichkeiten der Galerie Böhner im Signal Iduna Tower am Hauptbahnhof oder bei Bechtle (Sammlung & Galerie Böhner) in der Mallau sahen, komplexe und eindrucksvolle Werkreihen zusammenstellen, die etwas über die unterschiedlichen Intentionen der beiden Künstler aussagen. Außerdem lassen sich hier mehr Fakten recherchieren und überprüfen. Auch das rechtfertigt letztendlich die besondere Hervorhebung ausgerechnet dieser beiden Kunstschaffenden Hiroshi Yamazoe und Ranko Kizaki. Macht man sich hier diesbezüglich an die Arbeit, beeindruckt zunächst die Kontinuität beider Werkkomplexe. Über Jahrzehnte hinweg wird hier an der Vervollkommnung des eigenen Stils gearbeitet. An diesem Punkt hören die Gemeinsamkeiten allerdings schon auf, denn die Biographien von beiden sind grundverschieden. Während Yamazoe autodidaktisch zur Landschaftsmalerei fand, machte Ranko Kizaki ihren Weg zunächst einmal als Kalligraphin, also in einem in Japan sehr hoch angesehenen Fach. In dieser Kunst unterrichtete sie auch an der namhaften Gakushoin Universität, wo die japanische Elite in diesem Bereich ausgebildet wird. Von dieser Hochschule erhielt sie auch einen angesehenen Ehrenpreis für ihre künstlerische Arbeit.

Ranko Kizakis kalligraphische Arbeit ist in Japan so hoch geschätzt, dass sie sogar von dem angesehenen Asakusa Tempel mit der Anfertigung von Schriftrollen beauftragt wurde, was einem Ritterschlag in diesem Fachgebiet gleichkommt. In der Ausstellung hier bei Böhner sehen Sie allerdings keine Originale sondern Giclee Drucke, das sind hochwertige Reproduktionen der Originalarbeiten, die aus Farbpigmenten, Blattgold und wertvollen Tuschen bestehen. Titel wie „Hazy Moon“, „Dunstiger Mond“ oder „White Flower Flare“ – „Weiße Leuchtkugel“ scheinen analoge Schöpfungen zu sein, Sprachbilder, die den filigranen Strukturen des Originals entsprechen. Man spürt in jenen Bildern regelrecht das hohe Maß an Konzentration. Verschiedene Ebenen sind hier miteinander verbunden, ein tiefer, geheimnisvoller Malgrund, der aus Lasurschichten besteht oder aus hauchdünnem Blattgold aufgebaut wurde, darüber, geradezu schwebend, eine feine filigrane Blütenzeichnung, die wie ein Frühlingshauch für einen kurzen Augenblick über dem Blatt zu schweben scheint. Die zeitliche Dichte eines Haikus scheint hier seinen adäquaten Ausdruck in einer bezaubernden Bildform gefunden zu haben.

„Lass doch den Tau für einen Augenblick auf dem Bambusblatt, der frühe Morgenwind trägt ihn davon!“ lautet so einer dieser bekannten Verse, in denen alles enthalten ist, was es zur Vollkommenheit braucht. Nicht fern davon und von daher auch passend zu den Skulpturen von Yuko Akia, die ursprünglich vom Ikebana her kam und hier mit dem Werkstoff Metall ebenfalls Schwebezustände erreicht wie Ranko Kizaki in bildkünstlerischer Form. Der Vergleich lässt darauf schließen, dass die bildende Kunst in Japan ein anderes Verhältnis zur Zeit hat als wir hier im Westen. Sowohl in der Lyrik wie auch in spezifischen Formen der bildenden Kunst wie hier, ist die Zeit eine sehr präsente Qualität, deren Wirkungskraft, wie hier in diesen Bildern, auf höchst sensible Weise hervorgehoben wird. Die Zeit ist natürlich auch in der Landschaft stets gegenwärtig, dem Genre, auf dem Hiroshi Yamazoe seine Aufmerksamkeit richtet.

Von Hiroshi Yamazoe gibt es ein ausführliches Interview im Netz, das von Kathrin-Susanne Schmidt geführt wurde. Darin beschreibt der Künstler seine eigene künstlerische Entwicklung sehr ausführlich und erwähnt, dass ihn vor allem die Landschaft seiner heimatlichen Provinz Karuizawa in der Präfektur Nagano eine reiche Auswahl an inspirierenden Motiven bietet. Diese Gegend ist sehr gebirgig. Yamazoes Geburtsort liegt auf einer Höhe von 1.000 Metern über dem Meeresspiegel. Von seinem Heimatort aus kann man den 2.600 Meter hohen Asama-Yama sehen, den aktivsten Vulkan Japans, der auch in den Bildern Yamazoes immer wieder auftaucht. „Jedesmal, wenn man die Berge ansieht“, sagt er in dem erwähnten Interview, das anlässlich einer deutsch-japanischen Kunstausstellung in einer japanischen Zeitschrift erschien, „ist ihr Ausdruck anders. Wenn ich das beobachte, erwächst in mir der Wunsch zu malen. Auch an Tagen, an denen ich nicht male, kann ich mich an dem Anblick nicht sattsehen. Er schenkt mir innere Freude. Ich komme zur Ruhe. Diese Wirkung, die die Berge auf mich haben, ist die Antriebskraft für mich, weiter zu malen.“

Yamazoe ist ein Stimmungsmaler, dem es weniger um das fotografische Detail geht, sondern eher um die Gesamtstimmung, die er mit seinen Bildern einfängt. Dabei spielt der Blick in die Tiefe und Weite eine besondere Rolle. Vor allem die Flusslandschaften beeindrucken durch die Klarheit des Wassers, die den Blick des Betrachters geradezu magisch auf sich zieht. Geheimnisvoll werden diese Bilder durch die Bewegungen belebt, die der Wind verursacht oder die Vögel, die sich blitzartig aus dem Wasser erheben. All diese feinen Aspekte verleihen den Szenen besondere Spannung und Dramaturgie.

Text: Dr. Helmut Orpel

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• 18. September 2018

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