Tomohiro Mae 2024

02.03. – 29.03.2024

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung




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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

Tomohiro Mae wurde 1976 in Tokio geboren. Er absolvierte die Kunsthochschule Tama und machte dort im Fach Malerei seinen Master. Die Tama Kunsthochschule hat einen sehr guten Ruf. Sie wurde bereits in den dreißiger Jahren gegründet und ist heute eine private Universität. Namhafte Künstler haben dort studiert und auch als Lehrkräfte gewirkt, so zum Beispiel Lee Ufan, geboren 1936, der zurzeit an dem sehr renommierten Ausstellungsort „Hamburger Bahnhof“ in Berlin mit einer umfangreichen Retrospektive gewürdigt wird. Hidetoshi Nagasawa, auch dieser Künstler, der in den 70er Jahren vorwiegend in Italien arbeitete und der international sehr bekannten Künstlergrupp „Gutai“ angehörte, studierte an diesem Institut.

Die Spuren einer Ausbildung an einem solchen Institut finden in den Werken von Tomohiro Mae ihren Niederschlag. In seinen Werken malt er nicht nur, er reflektiert darin auch über die Bedeutung des gemalten Bildes als solches. Wo sich der aus dem Gefühl heraus malende Künstler mit der Illusion einer Landschaft begnügt, geht der gelehrte Künstler, der Pictor Dokus, einen Schritt darüber hinaus und überlässt uns dadurch nicht einfach der Magie der Illusion, sondern führt unseren Blick hinter die Kulissen.

Diese Unterschiede werden deutlich im Vergleich mit den Werken von den japanischen Künstlern, die in vorangegangenen Ausstellungen in Mannheim oder in Viernheim zu sehen waren. Auch diese Arbeiten kamen über die Galerie des Herrn Usui , dem Kooperationspartner von Claus-Peter Böhner-Fery, der heute unter uns ist, nach Europa.

Einer der prominentesten Landschaftsmaler in diesem Zusammenhang ist der Maler Hiroshi Yamazoe. Die französischen Impressionisten, wie er sie sich zum Vorbild genommen hat, waren, wie hier schon des öfteren ausgeführt, ihrerseits von der japanischen Ästhetik beeinflusst. In diesem Zusammenhang wurden die Farbholzschnitte erwähnt: die bekanntesten japanischen Künstler auf diesem Gebiet waren Utagawa Hiroshige und Katsushika Hokusai. Ihre Drucke wurden vor allem in Frankreich mit großer Leidenschaft gesammelt.

Was nun wiederum die Arbeiten Yamazoes auszeichnet, ist die Tatsache, dass die in Frankreich als Synthese zwischen Ost und West entwickelten Stilmittel nutzt, um seiner heimatlichen Region damit Ausdruck und Gestalt zu verleihen. Er nutzt den Stil, den er sich erarbeitet hat, um das zu malen, was ihm auf der Seele liegt. Seine Leidenschaft für diese Art der Malerei spürt man in vielen seiner Werke.

Ähnlich verhält es sich Hidemi Irie. Ihn zieht es zu offenen Horizonten, technisch geprägten Visionen und urbanen Landschaften, wie man sie sich gut in Nordamerika vorstellen kann. Vor diesem Hintergrund schaffte er den Eindruck einer modernen Romantik, so ungefähr, wie ihn Bruce Chatwin in seinen Reiseromanen literarisch bebildert. Die technische Zivilisation mit ihren Flughäfen und Autobahnen bilden in diesem Zusammenhang die adäquate Kulisse für ein Bühnenstück über den zeitgenössischen Wanderer.

Programmatisch geradezu erscheint diesbezüglich Iries Bild auf dem ein parkendes Flugzeug, das gerade be- oder entladen wird, zu sehen ist. Technische Details, wie Flughafengebäude, Signalanlagen oder Start- und Landbahnen sind dabei Requisiten und Kulissen.

Das Bild des Wanderers greift unser heutiger Gast, Tomohiro Mae, auf. Dieses Motiv zieht sich sogar wie ein roter Faden durch die gesamte Serie, die heute hier zu sehen ist.

Werfen wir einen Blick auf jedes einzelne Werk, so finden wir wie auch bei den beiden vorgenannten Künstlern Landschaften ohne Bewohner. Bei Yamazoe äußerst versteckt, bei Irie als Schöpfer der Technik thematisiert, aber dennoch im Moment der Bilderfassung abwesend.

Maes Landschaften gleichen so gesehen denen von Hidemie Irie, denn sie zeigen die moderne Welt der Städte und haben einen realistischen Zug. Dabei durchstreift unser Blick Vorstädte, urbane Zentren, romantische Wälder, bei denen man auch die pflegende Hand des Menschen erkennt. Was Maes Bilder allerdings von der romanischen Perspektive unterscheidet: Er schafft Störelemente, die sich auf den ersten Blick keinesfalls in die dreidimensional gemalte Raumillusion hinein integrieren lassen. Sie stören den idyllischen Eindruck, der uns bei den vorgenannten Künstlern im wahrsten Sinne des Wortes entgegengekommen ist. Diesem allzu gefälligen Erschließungsprozess scheint Tomohiro Mae ganz bewusst entgegensteuern zu wollen, indem er Hühnereier zum Einsatz bringt.

Durchforstet man das Netz nach Informationen über den Künstler, so entdeckt man auf seiner Facebookseite ein Foto, das uns vielleicht zu einer Antwort auf die Frage führt, warum er das macht. Er hält, so das Foto, das Hühnerei aus einem gewissen Abstand während des Malprozesses vor das Bild. Konstellation erweckt Assoziationen an ein Bild des belgischen Surrealisten René Magritte, auf dem ein riesiger Steinbrocken kraftvoll und energiegeladen auf die idyllische Meeresküste zurast.

Neben diesem Effekt haben die Hühnereier eine Trompe l´oeuil Funktion. Sie täuschen das Auge, indem sie Volumen und Perspektive suggerieren: Meist sind es vier Eier, die unterschiedlich gruppiert, den Blickwinkel, abhängig von der Stelle, von wo aus man schaut, entsprechend manipulieren. Der jeweils gewählte Blickwinkel ist ebenfalls dafür entscheidend, ob man das Ei als flächige Scheibe wahrnimmt oder mit entsprechendem Volumen.

Durch den Einsatz solcher Mittel beförderd der Künstler die Reflektion über die Illusionskraft der Bilder.

Text: Dr. Helmut Orpel

• 29. Januar 2024

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