4 Japanese Artists 2021

09.01. – 28.02.2021

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung


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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

die Schriftkunst steht in ganz Südostasien hoch im Kurs. Vor allem in Japan genießen Kalligrafen eine hohe Achtung unter den Künstlern, weil die Liebe zur Schriftkunst dort sehr weit verbreitet ist. Der gebildete Japaner erlernt die Kunst der Kalligrafie von Kindesbeinen an. Ebenso wie das Zeichnen oder das Gedichte schreiben gehört sie als integraler Bestandteil zur Bildung einer kulturell hochstehenden Persönlichkeit. Sie dient aber nicht allein dazu, die Worte – nicht Laute wie in der westlichen Schrift – in Zeichen zu übersetzen. Das allein ist schon ein schwieriges Unterfangen, denn die japanische Sprache besitzt etwa 40.000 – 50.000 Zeichen, von denen der gebildete Japaner etwa 10% beherrscht. Über die Funktion der semantischen Vermittlung hinaus wirkt die Schrift als Ausdruck der Persönlichkeit des Schreibenden.

Ranko Kizaki beherrscht die Kunst der Schrift meisterhaft, wie die in der Ausstellung der Galerie Böhner hier in Mannheims Schwetzinger Vorstadt gezeigten Exponate zeigen. Dabei gebührt nicht nur der Schrift selbst Bewunderung, sondern auch dem hochwertigen Papier und der handwerklichen Ausfertigung nach dem klassischen Prinzip der Schriftrollen.

Durch die so entstandenen Bildträger wird der Raum definiert, der für die Gestaltung eine ebenso große Rolle spielt wie die eingesetzten Zeichen. Ein Faktor kommt noch hinzu und das ist die Geschwindigkeit des Schreibvorgangs, den man beim Vergleich zwischen den einzelnen Arbeiten von Ranko Kizaki sehr gut nachvollziehen kann. Unter den Ausstellungsstücken befindet sich ein engmaschig geschriebener Text über die buddhistische Gottheit Kanzeon Bosatsu, die für das universelle Mitgefühl steht. Neun genau abgegrenzte Blöcke und asymmetrisch angeordnete vertikale Textsäulen zeugen von der großen Mühe und Genauigkeit, die hier dem Schreibprozess zu Grunde liegen, wohingegen die bedeutungsvollen Verszeilen (Haikus) locker und leicht daherkommen wie Notationen im Wind geschrieben. Von Wind, Morgenröte und rasch wechselnden Lichtstimmungen handeln sie auch. Die Gestalt der Schrift korrespondiert dabei kongenial mit ihrer Funktion als Ausdrucksträger von feinsinnigen, poetischen Worten.

Arbeiten von Katsuya Ueda waren schon häufiger in Mannheim zu sehen. Sie fallen vor allem durch die außergewöhnlichen Blau- und Türkistöne auf, die den Betrachter regelrecht in ihren Bann ziehen. So japanisch sie auch wirken, gibt es doch subtile Verbindungslinien zur europäischen Malerei, vor allem zur Romantik, die einen ähnlichen geheimnisvollen Farbkanon aufbaut. Durch ein besonderes Verfahren unter Verwendung reflektierender hauchzarter Metalle, die Ueda ähnlich wie das Blattgold in der byzantinischen Kunst fein auf den Malgrund aufträgt, erzeugt er eine geheimnisvolle Lichtstimmung, die sich organisch mit dem sehr transparent aufgebauten Farbauftrag verbindet. Wie durch einen Schleier hindurch nimmt man die zarten Formen wahr, die den Kompositionen Uedas zu Grunde liegen. Häufig sind es Blumenmotive oder die interessanten Formen von Gegenständen, die uns tagtäglich umgeben, aber selten unsere Beachtung finden. Durch die malerische Behandlung entwickeln diese Dinge eine übersinnliche Kraft. Besonders ansprechend bei der Auswahl für die Mannheimer Galerie sind auch die Landschaften, wie zum Beispiel die Darstellung einer Insel in einem Gebirgssee, der von hohen Bergen umgeben ist. Dieses Werk trägt den Titel „Dawn“, (Dämmerung) und gehört zu den poetischsten in der aktuellen Ausstellung.

Geheimnisvolle Gewässer in einer wunderbaren Hochgebirgslandschaft sind ebenfalls Themen, die Hiroshi Yamazoe faszinieren. Er schöpft dabei aus dem Repertoire des französischen Spätimpressionismus. So malt er gegen das Licht, lässt die Konturen verschwimmen und verfremdet die Farbeffekte. Spontan eingefangene Eindrücke sind für ihn charakteristisch wie Schnappschüsse in einem besonderen Lichtmoment. Natürlich ist der Moment inszeniert. Dies zeigt sich schon in der sorgfältig kalkulierten Farbstimmung. Bewusst setzt er dabei auf einen nahezu monochromen Grundton. Manche Szenen wirken dabei klar und plastisch wie im harten Morgenlicht, andere verschwimmen wie im Nebel. Besonders eindrucksvoll sind die Gewässer, die nahezu immer erscheinen. Das Wasser besticht durch seine Klarheit und Tiefe, was den Kompositionen eine zusätzliche Dimension verleiht.

In den Arbeiten von Aoko Mitani erscheint die weibliche Figur als der eigentliche Ausdrucksträger für Stimmungen und Gefühle. Auf den ersten Blick fällt hier die zarte, transparente Farbgebung auf, die sich nebelhaft über den Malgrund hinweg ausbreitet. Ockerbraune Erdtöne oder ein moosiges Grün, oft auch ein zärtliches Blau lassen eine Atmosphäre entstehen, in die der Betrachter eintauchen kann. Körper und Landschaft sind in diesen Bildern eng aufeinander bezogen. Sie durchdringen sich, ohne sich vollständig ineinander aufzulösen. Der flächige Eindruck dominiert beim ersten Schauen. Große, durch Umrisslinen klar definierte Flächen heben sich deutlich vom Malgrund ab. Die dreidimensionale Figur entsteht durch die Kontrastwirkung der eingesetzten Farben. Diese geben dem Bild eine klare Struktur.

Text: Dr. Helmut Orpel


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• 2. November 2020

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